© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 26/16 / 24. Juni 2016

Akademisches Prekariat: Erste Übersicht zur Lage der Lehrbeauftragten
Unterbezahlte Arbeitspferde
(wm)

Lehrbeauftragte zählen als akademisches Prekariat zu den unterbezahlten Arbeitspferden  deutscher Hochschulen. Trotzdem ist über ihr freiberufliches Wirken und ihre soziale Lage bisher wenig bekannt. Einen ersten, wenn auch lückenhaften und nur für Bayern erhobenen Befund legte jetzt die bayerische Staatsregierung vor (Forschung&Lehre, 5-2016). Das Vorurteil, Lehrbeauftragte trügen die Hauptlast des Unterrichts, bestätigt ihr Bericht zwar nicht. Aber vor allem an universitären Sprachzentren und Musikhochschulen bestreiten sie bis zu 50 Prozent der Lehre. An der Hochschule für Film und Fernsehen erreicht ihr Anteil sogar 80 Prozent. Und selbst die Augsburger Juristenfakultät muß auf sie bei fast einem Drittel der Lehrveranstaltungen zurückgreifen. Wirtschafts- und Naturwissenschaftler decken hingegen nicht einmal ein Prozent ihres Angebots mit Lehrbeauftragten ab. Das zweite, ihre „Ausbeutung“ betreffende Vorurteil scheinen die bayerischen Zahlen jedoch zu bestätigen. Bei Stundensätzen zwischen 25 und 40 Euro unterschreiten jene Dozenten, die nicht nebenberuflich tätig sind, nach Abzug von Steuern und Sozialabgaben sowie unter Berücksichtigung von Vor- und Nachbereitungszeit, klar den gesetzlichen Mindestlohn. Dazu kommt, daß diese akademischen Fachkräfte weder sozialversichert sind, geschweige denn Mitbestimmungsrechte haben. 


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