© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 26/16 / 24. Juni 2016

Rechtsextremismus-Studie „Die enthemmte Mitte“
Leipziger Allerlei
Christian Vollradt

Der Titel suggeriert, was die Zahlen und Daten der Umfrage gar nicht hergeben: „enthemmte Mitte“. Das ist der Trick der Herausgeber. Denn die Deutschen lieben die Mitte, alle wollen Mitte sein. Verständlich nach einem – vorigen – Jahrhundert der Extreme. Ohne Mitte herrscht das Chaos, löst sich die Ordnung auf. Das weckt auch bei Konservativen schlechte Gefühle, Hans Sedlmayr („Verlust der Mitte“) läßt grüßen. Und eine enthemmte Mitte ist ja eigentlich nicht mehr Mitte; genau das wollen uns die Leipziger Wissenschaftler weismachen. Wie sagte Mitautor Oliver Decker bei der Präsentation: Man müsse die „heilige Kuh“ der sogenannten Hufeisentheorie schlachten, wonach es zwar extremistische Ränder, aber eine Mitte als Schutzraum der Demokratie gebe. Klar ist: Der Feind steht rechts, gegen ihn hilft nur Links.?

Dennoch lohnt ein Blick auf die Grafiken und Statistiken der Studie durchaus. Denn die zeigen zum Beispiel, daß bei aller vermeintlicher Neigung zu Chauvinismus („deutsche Interessen durchsetzen“) die Deutschen in ihrer weit überwiegenden Mehrheit nicht empfänglich für Antisemitismus oder die Verharmlosung des Nationalsozialismus sind. Aber mit solch positiven Ergebnissen könnten die an der Studie beteiligten parteinahen Stiftungen der Grünen, der Linkspartei sowie der IG Metall kaum neue Steuergelder loseisen, für ihren zivilgesellschaftlichen Kampf gegen Rechts – sprich: diese „enthemmte Mitte“.