© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 25/16 / 17. Juni 2016

„Tu es für Dänemark“
PR-Kampagne: Eine dänische Reiseagentur könnte mit einem TV-Spot eine steigende Geburtenrate ausgelöst haben
Ronald Gläser

Da sitzen politische Kommissionen und Wissenschaftler jarelang beisammen und überlegen, wie sich die Geburtenrate steigern ließe: durch mehr Kindergartenplätze oder eine Herdprämie oder ein neues Steuersystem? Und dann machen ein paar pfiffige TV-Produzenten das im Alleingang.

Was ist passiert? Dänemarks Geburtenrate ist niedrig. Nun steigt sie, und es gibt Anzeichen dafür, daß ein Tourismusunternehmen mit einem Werbespot den kleinen Babyboom ausgelöst hat. Spies Rejser hat vor zwei Jahren mit einer Kampagne begonnen, die sich an Eltern erwachsener Dänen richtet. Die Botschaft: Wenn ihr euch Enkelkinder wünscht, dann schenkt euren Kindern eine Urlaubsreise, zum Beispiel nach Paris. Da lernen sich junge Leute besser kennen und haben mehr Sex. 

Mehr Kinder seien gut für Oma und Opa, für Dänemark und die heimische Wirtschaft. Die Kampagne „Do it for Danmark“ kam mit einem Augenzwinkern daher. Natürlich wollte Spies Rejser mehr Reisen verlaufen.

Die Spots sind aber so witzig, daß sie viel Verbreitung fanden. Andere sprangen auf den Zug auf und machten ernstgemeinte (Regierung) oder satirische (TV-Sender) Filme über das Kinderkriegen. Von einem abstrakten politischen Thema gelangte diese höchstpersönliche Entscheidung plötzlich in den vorpolitischen Raum. Vielen Dänen wurde bewußt, wie wichtig Nachwuchs für den Fortbestand der Nation ist. Und handelten.

In diesem Sommer kommen einer Schätzung zufolge 1.200 mehr Babys zur Welt als normalerweise, will die Tageszeitung Politiken errechnet haben. Das ist ziemlich viel in einem Land, in dem monatlich rund 4.800 Kinder zur Welt kommen.