© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 25/16 / 17. Juni 2016

Grüße aus Rom
Hilflose Chinesen
Paola Bernardi

Ich reibe mir die Augen: Rotchinesische Volkspolizisten in Rom, in der Ewigen Stadt. Gemeinsam patrouillieren sie mit ihren römischen Kollegen. Während die italienischen Carabinieri schneidig schlank in ihren dunklen Uniformen mit rotem Streifen, weißem Hemd und blitzenden Goldknöpfen „bella figura“ machen, wirken ihre Fernost-Kollegen in ihren dunklen Uniformen mit hohem Stehkragen und der Schiebermütze eher plump, trotz der vielen Sterne auf den Epauletten. Der Kommunismus läßt grüßen. 

Ziel sei es, daß sich die Touristen aus China bei uns sicherer fühlen, erklärte stolz der italienische Innenminister Angelino Alfano. Und der chinesische Botschafter in Italien, Li Rulyu, pries dieses Experiment in Rom – wie auch in Mailand – als einmalig. Gerade Chinesen, abseits der Gruppen, wirkten aus Sprachgründen oft hilf- und orientierungslos. Sie seien besonders leichte Opfer für Schwarzhändler und Diebe. 

Eingesetzt werden die chinesischen Polizisten vorest am Kolosseum und am Forum Romanum. Jährlich besuchen rund drei Millionen Chinesen Italien.

In den Luxusläden der Via Condotti zwitschern  chinesische Verkäuferinnen um die Kunden.

Die römischen Luxusläden in der Via Condotti – wie Prada, Fendi und Armani – haben sich  auf die Besucher aus dem Reich der Mitte eingestellt. In diesen Edel-Boutiquen zwitschern längst chinesische Verkäuferinnen und helfen eifrig mit, die edlen Teile an den Käufer zu bringen. Die chinesischen Beamten wurden in Peking von Italienern trainiert und sollen bei ihrem Auslandseinsatz künftig Informationen austauschen. 

Früher oder später wollen beide Seiten gar über andere Formen der Zusammenarbeit nachdenken, wie es aus dem Innenministerium heißt. Zum Beispiel könnten chinesische Polizisten mithelfen, das Geheimnis der boomenden „Chinatown“, mitten in Rom auf dem Esquilin, zu lösen. Offiziell sind 11.000 Chinesen eingereist, doch mehr als die doppelte Anzahl von ihnen  lebt dort. Dabei kommt offiziell keiner, geht keiner und stirbt keiner! Hier, wo die chinesische Mafia – die Triaden – ihre großen Geschäfte macht.

 Gerade hat die Finanzpolizei in Rom 340.000 illegale chinesische Papst-Souvenirs im Wert von 1,7 Millionen Euro beschlagnahmt. Darunter befanden sich Schlüsselanhänger, Magneten mit dem Konterfei von Papst Franziskus. All diese Artikel zum Heiligen Jahr der Barmherzigkeit, fanden die Sicherheitskräfte in einem Warenlager direkt vor den Toren des Vatikans.