© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 25/16 / 17. Juni 2016

Aufgeschnappt
„Asylant geht gar nicht“
Matthias Bäkermann

Hoch her ging es am 7. Juni in der Bezirksverordnetenversammlung (BVV) im Berliner Stadtteil Pankow. Wie derzeit unzählige kommunale Gremien dominierten auch die dortige Kulturausschußsitzung aktuelle Auswirkungen der Massenmigration oder – wie es der CDU-Bezirksverordnete Torsten Kühne bezeichnete – das Thema „Flüchtlinge“. 

Diese Bezeichnung rief aber umgehend den Unmut des freiberuflichen Theaterregisseurs Oleg Myrzak auf den Plan. „Flüchtlinge“ sei nicht kultursensibel genug, es müsse „Geflüchtete“ heißen, belehrte der 43jährige Bürgerdeputierte der Linkspartei. Ganz aus der Fassung brachte dann die übergroße linke Ausschußmehrheit von SPD, Grünen, Linken und Piraten der CDU-Bürgerdeputierte Stefan Friedrich. Sein Einwand, daß der eigentlich neutrale Begriff „Migrant“ heiße, solange dieser nicht als „Flüchtling“ anerkannt werde, reizte alle Refugees-Emphatiker empfindlich. Als Friedrich argumentativ die begriffliche Analogie „Asylbewerber“ zu „Asylant“ aus der Verwaltungssprache bemühte, erntete er empörte „Ahhs“ und „Ohhs“. Die Wogen konnte nur noch die Ausschußvorsitzende Daniela Kramp (SPD) glätten, indem sie den Disput mit einem politisch korrekten Machtwort beendete: „Also Asylant geht gar nicht.“