© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 24/16 / 10. Juni 2016

Thalers Streifzüge
Thorsten Thaler

Die Kleine ist vielleicht acht, neun Jahre jung, sie trägt dunkle Kleidung und hat ebenso dunkle wellige Haare bis zur Schulter. Ihr niedliches Puppengesicht wird von großen Ohrenschützern eingerahmt. Sie steht in dieser riesigen Menschenmenge ganz für sich – und spielt hingebungsvoll Luftgitarre. Es ist ein Bild für Götter. Den Trubel der Massen um sich herum hat sie offenbar komplett ausgeblendet, sie ist nur auf die Musik fokussiert, wippt mit dem Kopf hin und her und haut dazu immer wieder in die Saiten ihrer imaginären E-Gitarre. Wir stehen in der Berliner Waldbühne, die Kleine sowie weitere gut 20.000 Leute, und begeistern uns für Iron Maiden, die Heavy-Metal-Heroen um Bandgründer Steve Harris und Sänger Bruce Dickinson.


Krimifans, aufgehorcht, dieses Jahr stehen zwei heißersehnte Neuerscheinungen ins Haus, eine im Sommer, eine im Spätherbst: Ab dem 28. Juni läßt Jean-Luc Bannalec (JF 37/15) seinen aus Paris strafversetzten Kommissar Dupin wieder in der Bretagne ermitteln. Diesmal verschlägt es ihn an die äußerste Westküste auf die Île de Sein und in das maritime Naturschutzgebiet der Iroise („Bretonische Flut“, Kiepenheuer & Witsch, 14,99 Euro). Am 10. November setzt Volker Kutscher seine historische Kriminalreihe (JF 5/15) mit „Lunapark“ fort. In seinem sechsten Fall ermittelt Kommissar Gereon Rath im Frühjahr 1934 im Berliner SA-Milieu (Kiepenheuer & Witsch, 22,99 Euro). Beide Fortsetzungsromane versprechen erneut Hochspannung.


Iron Maiden spielten auf ihrer „The Book of Souls“-Welttournee in Berlin ihr einziges – abgesehen von zwei Festival-Auftritten – Konzert in Deutschland. Nach dem Opener „If Eternity Should Fail“ standen vier weitere Titel von dem aktuellen Album auf der Setlist, außerdem eine Reihe von Klassikern aus der vierzigjährigen Bandhistorie wie „The Trooper“, „Hallowed Be Thy Name“, „Fear of the Dark“ und „The Number of the Beat“ bis zum Rausschmeißer „Wasted Years“. Nicht nur die kleine Luftgitarrenspielerin ist verzückt, immer wieder schallen „Maiden, Maiden“-Rufe durch das weite Rund der Waldbühne. Ich erinnere eine Textzeile aus einem Song der deutschen Power-Metal-Band Edguy: „I may like New York, Bavaria or Paris / But nothing compares to you, England / Cause England’s got Steve Harris (…) And as if that was not enough for you: / England’s got Bruce Dickinson / And on top of it the other ones ... /... in Iron Maiden too, yes, it’s true“. Darauf eine Pommesgabel.