© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 24/16 / 10. Juni 2016

Kurs halten
Geistesgeschichte: Die Bundesregierung will sich frühzeitig auf den 300. Geburtstag Immanuel Kants vorbereiten
Thorsten Thaler

In acht Jahren, 2024, jährt sich der Geburtstag des Königsberger Philosophen Immanuel Kant zum 300. Mal. Auf dieses entfernte Jubiläum will sich die Bundesregierung nach Angaben von Kulturstaatsministerin Monika Grütters (CDU) „schon jetzt“ vorbereiten. Erklärtes Ziel sei es, „das Interesse einer breiten, auch internationalen Öffentlichkeit auf ihn und sein Werk zu lenken“.

Einen ersten Impuls dazu wollte am Montag dieser Woche im Deutschen Historischen Museum die Fachtagung „300 Jahre Immanuel Kant. Der Weg zum Jubiläum“ mit etwa 200 Gästen aus Politik, Wissenschaft und Kultur geben. Sie eröffnete die Diskussion über die inhaltliche Gestaltung des Jubiläums. Auf dem Programm standen Vorträge, Workshops und eine Podiumsdiskussion. So weit, so löblich.

Als problematisch hingegen könnte sich die Stoßrichtung des ganzen Unternehmens erweisen, wie sie Kulturstaatsministerin Grütters in ihrem Grußwort deutlich machte: „Die Besinnung auf Kant und seinen Traum von einer globalen Friedensordnung kann uns helfen, auch die aktuellen Herausforderungen in der Weltpolitik einzuordnen und Kurs zu halten auf unserem europäischen Weg – einem Weg des Friedens, der Demokratie und der Menschenrechte.“

Nun, bis zum Kant-Jubiläum fließt zwar noch viel Wasser den Pregel hinunter, aber die offenbar beabsichtigte Indienstnahme des großen Philosophen aus dem 18. Jahrhundert zu politisch zeitgeistigen Zwecken läßt schon jetzt wenig Gutes erahnen.