© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 23/16 / 03. Juni 2016

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(vo)

Manchmal geht es hinter der verglasten Tür zu wie im Taubenschlag. „Kannst du rasch mal eben noch das Bild austauschen?“ „Ich bräuchte noch eine Infografik zur Entwicklung der Arbeitslosigkeit auf Papua-Neuguinea.“ „Auf der zweiten Politikseite soll der Text hochkant formatiert werden, änderst du das mal?“ Klack, Tür auf, schepper, Tür zu. Im Sekundentakt. Nicht zu vergessen das Telefon; denn mancher Redakteur gibt seine Wünsche auch fernmündlich durch. Und mitten drin in diesem Trubel: ein Ruhepol aus drei jungen Kolleginnen, die hochkonzentriert an ihren Rechnern mit den breiten Bildschirmen sitzen. 

Hier ist das Layout, „der Satz“, kurz: die Schaltstelle, die dafür sorgt, daß aus Manuskripten und „weiteren Gedanken“ überhaupt richtige Zeitungsseiten werden können. Hier werden Agenturbilder ausgewählt, Titeloptiken bearbeitet, hier werden Seiten „gebaut“ und Zahlen in Torten- oder Balkendiagramme umgesetzt. Außerdem muß das Layout nach Redaktionsschluß die fertigen Seiten als Dateien an die Druckerei schicken. Erst wenn die telefonisch bestätigt, daß alles angekommen ist, gibt es den Freiruf, das erlösende Signal zum Feierabend. 

Ganz anders als im überstrapazierten Klischee ist Technik bei der JF Frauensache, und die Männer sind es hier, die um Rat fragen oder um Hilfe flehen; wenn der Zugriff zum Server nicht funktioniert oder der Rechner streikt. (Wobei die alte Faustregel gilt, daß bei Computerproblemen die Ursache meist vor dem Bildschirm sitzt.) 

Und während bei den männlichen Kollegen in der Redaktion meistens ein Pott Kaffee, ein angebissenes Croissant, Schokokekse oder Gummibärchen zur Stärkung auf dem Schreibtisch stehen, sind im Layout geradezu kulinarische Wunderwerke zu bestaunen: da gibt es nicht nur zu Geburtstagen Selbstgebackenes, da zieren Obstteller vitaminreich den Arbeitsplatz, da duften exotische Tees und milchschaumgekrönte Cappuccinos. Wenn, wie so häufig, im Layout herzlich gelacht wird, dann – nicht selten und vollkommen zu Recht – über die Herren der Schöpfung in den Nebenzimmern ... 

Inmitten der journalistischen Bleiwüste sind die Bilder auf der Zeitungsseite eine Oase für das Auge des Lesers. Entsprechendes gilt für die Damen des Layouts – inmitten der Redaktion. 

Und an dieser Stelle ist endlich Gelegenheit, das Wort auszuschreiben, das auszusprechen in all der redaktionsalltäglichen Hektik leider zu oft vergessen wird: Danke schön! Für alles – und vor allem für die Geduld. Ach, da fällt mir ein: Könntet ihr für diese Kolumne rasch noch mal eben ...