© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 23/16 / 03. Juni 2016

Haltungsnote
Kein schöner Land in dieser Zeit
Christian Rudolf

Gleich vorweg: Der junge Mann hat inzwischen eine Arbeitsstelle gefunden. In seinem Heimatort Weißensee, wie er es sich gewünscht hat. Für Florian Fritsche, den gewählten Stadtrat, Hauptmann der Freiwilligen Feuerwehr, Bogenschieß- und Computerclub-Gründer, hat es sich gelohnt, seiner Grundeinstellung treu zu bleiben: der Arbeit wegen „in die Fremde“ zu gehen, wie man früher sagte, kam überhaupt nicht in Frage. 

Seit vielen Generationen ist Fritsches Familie im Ort verwurzelt, sein Ururgroßvater war auch schon Stadtrat und bei der Feuerwehr. An dem 3.400-Einwohner-Städtchen südlich des Harzes gefällt Fritsche, „daß ich mich nicht neu einfügen muß, daß ich meine Freunde noch aus Kindertagen hier hab’, daß ich hier mich geborgen fühle, und wenn ich zum Beispiel in die Einkaufshalle gehe, daß mich die Leute kennen und mit ‘guten Tag’ begrüßen, wissen, wer ich bin“.

Fritsche hat eine Freundin, möchte heiraten und eine Familie gründen. „Ich kann mir nicht vorstellen, daß an einem anderen Ort es mir seelisch besser ginge als hier.“ Vielleicht wirkt der sympathische 26jährige, der nach dem Geschichtsstudium länger arbeitslos war, deswegen so innerlich aufgeräumt und in sich ruhend, weil er weiß, wo er herstammt und wo er seinen Platz hat.