© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 23/16 / 03. Juni 2016

Dorn im Auge
Christian Dorn


Zurück in der „Silly City Pankow“ – mit dem gewitzten selbstreferentiellen Wortspiel reflektierte die Ost-Berliner Rock’n’Roll-Kapelle Pankow immer den Moment, wenn ihr Tourbus zurückkehrte in die „Hauptstadt der DDR“. So die Legende. Schließlich waren Silly, City und Pankow in den achtziger Jahren bei der jüngeren Generation äußerst beliebte Bands, die zwar einen offiziellen Status besaßen, doch zugleich als subversiv galten. Heute indes zählt, „Was uns verbindet“, wie es der Rockmusiker André Herzberg (Pankow) 2012 in einem Song für die „Ostrock“-Tour versöhnend auf den Punkt brachte. Damals traten City und Pankow zusammen mit Karat und den Staatsrockern der Puhdys auf. Dieser Tage nun sind die Bands City, Karat und Puhdys letztmalig gemeinsam auf „Rocklegenden“-Tour: 03.06. Rostock, 04./05.06. Dresden, 11.06. Leipzig, 19.06. Hamburg, 24.06. Schwarzenberg.


Angesichts des Tourtitels mußte City-Sänger Toni Krahl wohl nicht lange überlegen, um seine gerade erschienene Autobiographie gleichfalls so zu benennen („Rocklegenden“, Verlag Neues Leben). Nicht zu Unrecht, wie die Vorstellung seiner Memoiren im DDR-Museum, gegenüber vom Berliner Dom, zeigt. So hatte der 1977 veröffentlichte Titel „Am Fenster“ die Rockband City mit einem Schlag international berühmt gemacht, so daß selbst Keith Richards den Kontakt zu der Band suchte. Tatsächlich war es das „Fenster“ zum Westen, das der Band zum Durchbruch verhalf, als der West-Berliner Musikverleger und Manager Peter Schimmelpfennig auf der Transitstrecke das Lied im Rundfunk hörte und der Band ein Album ermöglichte. Dabei hatte die Plattenfirma Amiga sich wiederholt geweigert, diesen Titel zu produzieren.


„Heute“, erklärt Toni Krahl, „würde jedes Major-Label genauso arrogant reagieren und den Song ablehnen“ mit den Argumenten „zu lang, es paßt nicht in die Zeit, da ist ’ne Geige zu hören“. Die AfD-Thürigen stört es nicht, spielte sie doch jüngst bei einer Demonstration diesen Song sowie das Lied „Casablanca“ (1987), weshalb die Band der AfD eine Unterlassungserklärung zukommen lassen werde. Dennoch sei es „unmöglich von Gabriel, die Menschen als ‘Pack’ zu bezeichnen“. Auch hätten die Menschen „in vielen Punkten ja recht“, wenn sie eine als „alternativlos“ apostrophierte „Basta“-Politik beklagten, die einfach „durchstellt“. Das erinnere an die DDR, wie auch das Ordnungsamt Altglienicke, das ihn aufforderte, in seinem Garten für „bodenbedeckendes Begleitgrün“ zu sorgen.