© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 22/16 / 27. Mai 2016

Star-Investor Warren Buffett ist bei Apple eingestiegen
Verblaßter Glanz
Thomas Kirchner

Warren Buffett ist mit einer Milliarde bei Apple eingestiegen. Diese Nachricht ließ Investoren die Ohren spitzen. Buffetts Erfolgsgeschichte ist die Verwandlung der Textilspinnerei Berkshire Hathaway ab Mitte der 1960er Jahre in einen Versicherungskonzern. Sein Markenzeichen: langfristige Investitionen in günstig bewertete Firmen, die typische Strategie von Value-Anlegern.

Buffett ist nicht unumstritten. Sehr um sein Image in der Öffentlichkeit bemüht, geißelte er Derivate als „finanzielle Massenvernichtungswaffen“, schloß aber gleichzeitig heimlich ein Zinstauschgeschäft auf den Börsenindex S&P 500 für eine Dauer von 30 Jahren ab. Als George W. Bush Präsident war, outete sich Buffett als Republikaner, nur um unter Barack Obama höhere Steuern für Reiche zu fordern. 

Buffett kauft Anteile günstiger Firmen, ist aber nicht immer konsequent ein Value-Anleger. Bei Coca-Cola ist Buffett seit 1988 Aktionär und stieg auch nicht aus, als die Aktie zur Jahrtausendwende mit einem Kurs-Gewinnverhältnis (KGV) von stolzen 39 notierte. Bei einer derartigen Bewertung ziehen viele Value-Anleger die Reißleine. Zu Recht, denn einschließlich Dividenden hat Coca-Cola seitdem eine Durchschnittsrendite von nicht einmal sechs Prozent eingebracht und liegt damit in der Größenordnung, die man auch mit einer Staatsanleihe hätte erzielen können. Gold galt lange als Relikt der grauen Vorzeit und wurde gemieden. Im Gegensatz zu Coca-Cola hatte es genau die Charakteristika, nach denen Value-Anleger Ausschau halten. Ein Goldbesitzer hätte über diesen Zeitraum eine Rendite von rund zehn Prozent erzielt (abzüglich Lagerkosten) und besäße heute ein Vermögen, das dreimal so hoch wäre wie das des Coke-Aktionärs.

Ähnlich könnte es Buffett heute wieder gehen. Publikumswirksam ist er bei Apple eingestiegen, genau zu dem Zeitpunkt, als Donald-Trump-Unterstützer Carl Icahn ausstieg. An Apple scheiden sich die Geister: Hohe Eigenkapitalrendite, günstige Bewertung, sagen die einen. Kaum noch Wachstumschancen und erhebliche Risiken, sagen die anderen. Apple wird es wie Sony ergehen, so die Skeptiker. Sollte Buffett also auch diesmal lieber auf Gold setzen?

Das glaubt jedenfalls die Hedgefondslegende George Soros. Der US-Demokraten-Fan hat Anteile an Barrick Gold sowie einem Goldfonds erworben. Es ist ein radikaler Umschwung für jemanden, der noch vor zwei Jahren von einer Spekulationsblase am Goldmarkt sprach.

Einiges spricht für Gold: Wie bei anderen Rohstoffen sind die Produktionskosten in den letzten Jahren sprunghaft gestiegen, während die Preise sanken. Barrick ist der größte Produzent und hat seine Kosten stark gesenkt, kann somit von Schwierigkeiten kleinerer Konkurrenten profitieren. Bei einem Anstieg des Goldpreises dürfte Barrick weit bessere Kurschancen haben als Apple, dessen Megagewinn fast nur vom iPhone abhängt.