© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 21/16 / 20. Mai 2016

Leserbriefe

Zu: „Parteiensystem / Das Ende des Links­trends“ von Dieter Stein, JF 20/16

Radioaktivität keine Alternative

„Das Unglück von Fukushima 2011 brachte eine übereilte Energiewende“, schreibt Herr Stein. Ist er sich da so sicher? War es nicht ein verspäteter Rückzug aus einem Einstieg, den Österreich noch abwenden konnte, in eine Energiegewinnung, die dem Leben entschieden entgegenwirkt? Es waren unabhängige Streiter, die aus CDU und SPD austraten, Bauern und Winzer, die das KKW Wyhl verhinderten, ehe Linke – um Gestalten wie Joschka Fischer und Winfried Kretschmann zu nennen – sich die Bewegung zur Beute machten. Eine AfD, die in ihren Programmen auch eine Radioaktivierung unseres Landes fortschreibt, ist keine Alternative für Deutschland – und macht auch nicht Ernst mit der Basisdemokratie.

Josef Noß, Herrischried






Zu: „Die EU hat uns gar nichts vorzuschreiben“ von Josef Hämmerling, JF 20/16

Traumzauberbaum Europa

Als Goethe an seinem Faust schrieb, befand sich das Osmanische Reich schon im Niedergang. Im „Osterspaziergang“ konnte ein Bürger deshalb noch selbstgefällig sagen: „Nichts Bessers weiß ich mir an Sonn- und Feiertagen / Als ein Gespräch von Krieg und Kriegsgeschrei, / Wenn hinten weit, in der Türkei, / Die Völker aufeinander schlagen.“ Ein anderer vielgedruckter Schriftsteller deutscher Zunge, Karl May, räsonierte knapp einhundert Jahre später in der Einleitung zu seiner Winnetou-Trilogie: „Man spricht von dem Türken kaum anders als vom ‘kranken Mann’“. 

Das war 1893. Damals bestand das Osmanische Kalifat noch. Wir Deutsche hatten einundzwanzig Jahre später im Ersten Weltkrieg die Türken animiert, den Dschihad gegen die Engländer zu führen. Es gab da ein Memorandum des Max Freiherr von Oppenheim. Das ging gründlich daneben. 

Angela Merkel und die selbstgefällig auf ihren Parlamentsstühlen und an ihren Ämtern klebenden Abgeordneten im Bundestag und der EU biedern sich den diktatorischen Machthabern in der Türkei, in Syrien und im arabisch-persisch geprägten Raum an. Auch das wird gründlich danebengehen. Was wird da alles schöngeredet, wie friedlich doch eigentlich der Islam sei! Den Koran hat wohl keiner der Schönredner gelesen. Der Papst träumt von Humanität nur in Richtung Europa. Wieso träumt er nicht von einer Humanität im Nahen Osten, in Afrika, in Nordkorea und China? Das „I have a dream!“ des Martin Luther King hatte da noch eine ganz andere Qualität. 

Dr. phil. Friedrich Lederer, Bad Reichenhall




Dem Erpresser die Stirn bieten

Das üble Vertragswerk mit der Türkei, das von unfähigen Politikern in der EU und in Deutschland konstruiert wurde, muß storniert werden. Der Erpressung durch den Diktator Erdogan darf nicht nachgegeben werden. Das Abkommen ist sowieso wirkungslos, da der Zuwanderungsstrom aus dem Balkan allein durch unsere europäischen Nachbarn im Osten verhindert wird. Und die Visa-Freiheit für die Türkei würde Deutschland nur weitere Terroristen bescheren. Diese Türkei, die unter Erdogan ins Mittelalter zurückgeführt wird, gehört nicht zu Europa.

Herbert Gaiser, München






Zu: „Kirchturmpolitik“ von Wolfgang Ockenfels, JF 18/16

Woelkis Schweigen

Bevor Kardinal Woelki „Ja zum Minarett“ sagte, sollte er den türkischen Präsidenten Erdogan fragen, wann endlich der erste Grundstein für nur eine einzige neue christliche Kirche, seit etwa 1920, gesetzt werden darf, während hier im Lande seit Jahren Moscheen aus dem Boden sprießen. Weiß Kardinal Woelki denn nicht um den hohen Blutzoll der Christen im Nahen Osten im Namen des Islam, dessen Praxis doch von Friedensbekundung bis hin zur gräßlichsten Ermordung im Namen Allahs reicht? Doch das Schweigen hierzu ist beredt. Verstummt ist ja auch das Glockengeläut, das in den Weihnachtstagen des Jahres 2014 für die verfolgten und ermordeten Christen zur Mahnung zu hören war. Offensichtlich fühlt sich mancher Kirchenfürst den Muslimen mehr verpflichtet als ihren verfolgten Glaubensbrüdern in islamischen Ländern.

Gerd Müller, Frankenthal






Zu: „Lebensstil Mangel“ von Heiko Urbanzyk, JF 18/16

Folgenreiches mentales Defizit

Ziel einer nährstoffbedarfsgerechten Ernährung kann nicht sein, Bedarfslücken durch Zusatzpräparate aus der Apotheke zu decken. Schließlich hat es die Menschheit seit Zehntausenden von Jahren auch ohne diese Institution geschafft, sich vollwertig zu ernähren. Tatsächlich ist eine konsequent jahrelang betriebene vegane Ernährungsweise aus medizinisch-physiologischer Sicht als Mangelernährung anzusehen. Neben den genannten Vitaminen B12 und D sowie den n-3-Fettsäuren ist auch das essentielle Spurenelement Jod in rein pflanzlicher Nahrung nicht vorhanden. Dauerhaft betrieben, muß daher mit unter Umständen lebensbedrohlichen Nährstoffmangelerscheinungen gerechnet werden. Weitere essentielle Mineralien und Spurenelemente wie Calcium, Eisen, Zink können aus pflanzlichen Lebensmitteln nur in sehr geringem Umfang vom Menschen resorbiert werden, da fest an pflanzliche Zellstrukturen gebunden, woran auch Zubereitungsmaßnahmen nichts ändern können. 

In älteren holländischen Untersuchungen wurden bei Kindern langjährig vegan lebender Mütter deutliche mentale Defizite gegenüber omnivor lebenden Gleichaltrigen festgestellt. Bei jüngeren Erwachsenen entwickelte sich eine chronische Anämie infolge des Vitamin- B12- und Eisendefizits. Eine Schilddrüsenunterfunktion (Hypothyreose) und damit ein subklinischer Jodmangel infolge unzureichendem Fisch- oder Meeresfrüchteverzehr beziehungsweise Nichtverwendung von jodiertem Salz findet sich bei deutschen Jugendlichen auch in der Allgemeinbevölkerung und tritt bei veganer Lebensweise sehr viel deutlicher hervor.

Prof. Dr. Roland Bitsch, Gießen






Zum Schwerpunktthema: „Islam“, JF 17/16

Arabische Zahlen zählen nicht

Noch immer besonders irritierend für mich ist hier der Beitrag des Historikers Karlheinz Weißmann. Es ist mir unverständlich und macht mich fassungslos, wenn solch ein intellektueller Kopf übliche Phrasen und Märchen aus 1001 Nacht wiederholt wie „Der Islam hat (...) außerordentliche zivilisatorische Leistungen hervorgebracht“. Warum zählt er diese nicht auf? Sollen hier allein die arabischen Zahlen zählen? Wer das nicht glauben will, lese doch die wunderbare „Mohammed“-Biographie von Hamed Abdel-Samad! Wer viele ehemalige Moslems persönlich kennt, weiß, daß es seit je ein Markenzeichen des Islams ist, systematisch Sieger-Geschichtsschreibung zu betreiben. Der Gott des Islam trägt ja auch – in der Auseinandersetzung mit den „Ungläubigen“ – ausdrücklich nicht die Wahrheit, sondern die bewußte Täuschung im Wappen (Takkiya), umgekehrt zum biblischen Gott! Angesichts der literarischen Wirkungsgeschichte und heutigen Islamisierung erscheint die „Nathan“-Figur weniger als Weiser denn als Trottel.

Dr. Volker Detampel, Otterstadt






Zu: „Der Renten-Schwindel“ von Konrad Adam, JF 17/16

Kurzzeit-Politikern ist es egal

Meine Gratulation zu diesem vorzüglichen aktuellen Zustandsbericht. Die Fehlentwicklung der Rente war ohne politisch verordnete rosarote Brille schon vor Jahrzehnten erkennbar. Einwände von Fachleuten blieben unbeachtet. Angefangen hatte es 1957 mit dem Generationenvertrag unter Konrad Adenauer. Vor den Wahlen wurden stets höhere Renten versprochen und erfüllt. Die Kasse war randvoll. In den achtziger Jahren kam die Rentenversicherung ins Stottern. Rentenanpassungen wurden möglichst ausgesetzt. Die Politik mußte handeln. Die unter Bundeskanzler Gerhard Schröder verabschiedete Riester-Rente war eine Mogelpackung im Dienste der freien Versicherungswirtschaft, die hierdurch gut verdiente, der Kunde hingegen kaum oder gar nicht. 

Statt sich der Realität zu stellen, wird politisch weitergewurstelt. Jetzt sollen es die Flüchtlinge richten, von denen jüngst 1,2 Millionen angekommen sind, Durchschnittsalter um die 25 Jahre, meist aus dem arabischen Umfeld, ohne deutsche Sprache, Schrift von rechts nach links, und Ausbildung ebenfalls Fehlanzeige. Um bei uns mit minimaler Ausbildung arbeiten zu können, werden mindestens sieben Jahre vergehen. Das ergibt mit einer Arbeitszeit bis zum 67. Lebensjahr einen Rentenanspruch unter dem Sozialhilfesatz. Wer soll das bezahlen? Den Kurzzeit-Politikern ist das offenbar egal.

Armin Garstka, Karlsruhe




Bezeichnende Diäten

Unsere Volksparteien haben seit Jahren mit ihren rentenpolischen Entscheidungen unser Volk kinderarm gemacht und zunehmend in Arm und Reich gespalten. Schon längst haben sich politische Entscheidungsträger wie auch Gewerkschaftsbosse mit Beitragsbemessungsgrenzen von ihrer Sozialpflichtigkeit verabschiedet und sich selbst, vom Fußvolk abgesondert, eigene Pensionssysteme geschaffen. Es ist bezeichnend, daß die derzeitige Volksparteienkoalition als erste Maßnahme mit einer kräftigen Diätenerhöhung, obwohl Diäten eher für Abmagerung stehen, ihre Pfründe abgesichert hat. 

Völlig daneben sind rentenpolitische Geisterfahrer wie Arbeits- und Sozialministerin Nahles und damit das System der Rente ab 63 Jahren. Erziehungsleistende Mütter oder auch Väter, die noch dazu das Rentensystem am Leben erhalten, werden in der Regel nie diese Begünstigung bekommen. Bei der Rente bleiben Frau Nahles und Co. noch immer im alten Denken hängen, wenn sie Rentenauszahlungen primär von Einzahlungen abhängig machen. Bis jetzt wird ein Mehr an Erziehungsleistung mit einem Weniger an eigener Rente bestraft, was letztlich zu einer Begünstigung kinderloser Lebensformen beigetragen hat. 

Wie ist es möglich, daß nach geltendem Rentensystem gerade Kinderlose in der Regel die üppigsten Renten bekommen? Noch immer werden gerade die Personen, die über Erziehungsleistungen für Beitragszahler sorgen, so behandelt, als hätten sie nicht gearbeitet. Mit solchen Kapitalfehlern entstehen bei den selbst Erziehenden noch immer beschämende Minirenten. So werden seit Adenauers Zeiten erziehende Väter und Mütter noch immer um ihre Leistungen zugunsten von Selbstverwirklichern betrogen und finanzieren so über unser familienfeindliches Rentensystem ein Heer von Renten- und Pensionsbeziehern auf Mallorca oder anderswo, die lieber in Sachkapital als in echtes Wachstum investieren. Außer bei einer Familienpartei wie der ÖDP, die immer wieder an der demokratiewidrigen Fünfprozenthürde scheiterte, ist der seit Jahrzehnten verwerfliche Zustand noch immer kein tiefgreifendes Reformthema. Mit einer dürftigen und um Jahrzehnte verspäteten Mütterrente ist dieser Skandal nicht behoben. Damit grobe Fehlentwicklungen in ihrer Tragweite erst gar nicht bewußt werden, bleiben die etablierten Parteien bei oberflächlichen Reformansätzen. Andernfalls müßten sie wohl den gravierendsten sozialpolitischen Skandal der Nachkriegszeit zur Kenntnis nehmen, der uns zunehmend recht alt und kinderarm aussehen läßt.

Simon Kirschner, Gaimersheim




Betrug, Unterschlagung, Diebstahl

Die gesetzliche Regelung für verwitwete Rentner fällt unter die Rubrik Habgier und Ausbeutung durch die Politik. So mußte ich 2015 als Rentner mit einer geringfügigen Beschäftigung Witwerrente beantragen und hätte circa 420 Euro erhalten müssen. Meine „große Witwerrente“ beträgt aber nur 76 Euro, weil das Nebeneinkommen durch die geringfügige Beschäftigung auf die Witwerrente angerechnet wird. Begründet wird dies mit § 45 SGB X, § 50 SGB X, § 45 Abs. 2 Satz 3 SGB X, § 45 Abs. 3 beziehungsweise Abs. 4 SGB X, § 97 SGB VI und § 18a SGB IV, verteilt auf einer Dreiviertelseite. Da weiß doch jeder sofort Bescheid – oder? 

Diese Regelung erfüllt den Tatbestand des Betruges, der Unterschlagung und des Diebstahls. Betrug an der Lebensleistung der Verstorbenen, die sich durch ehrliche Arbeit und treue Zahlung aller Sozialabgaben diesen Anspruch erworben hat, Unterschlagung des an mich übergegangenen Anspruches und damit Diebstahl des mir zustehenden Geldes. Die Begrenzung auf nur 60 Prozent ist ja noch zu verstehen, aber daß das Nebeneinkommen angerechnet wird, das ich ja nicht aus Jux und Tollerei beziehe, komplettiert das Unverständnis. Wenn sich der Dank des Vaterlandes für lebenslanges Arbeiten, treues Bezahlen aller Abgaben und der Tatsache, niemals als Schmarotzer der Allgemeinheit auf der Tasche gelegen zu haben, so manifestiert, fragt man sich ernsthaft, warum das alles. Wir haben Kinder großgezogen, ein Haus gebaut und unser Leben selbständig gemeistert. Derweil erhöhen sich die Diäten der ach so schlecht bezahlten Politiker jetzt wieder automatisch im Juli um rund 250 Euro. Geht mein Geld also da hin? Jedenfalls geht es dahin.

Wolfgang Schlick, Ayl-Biebelhausen






Zur Meldung: „Zahl traumatisierter Soldaten steigt“, JF 17/16

Rechtsvorschriften ignoriert

Dieser Staat ignoriert seine eigenen Rechtsvorschriften, so etwa das Soldatenversorgungsgesetz, wenn es um die umfassende Anerkennung von Wehrdienstbeschädigungen geht. Erst kürzlich wurde einem 73jährigen Berufungskläger aus einer mittelfränkischen Kleinstadt, der damals an den Radar-Geräten des Starfighters verstrahlt wurde, in einer solchen Streitsache nicht etwa Recht zugesprochen, sondern lediglich ein freiwilliges Almosen aus einer sogenannten Härtefall-Stiftung gewährt.

Alban Hirsch, Neunhof