© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 21/16 / 20. Mai 2016

Studie über NS-Vorleben Kieler Parlamentarier: Vorbildliche Integration
Nur wenig schlauer als vorher
(df)

Dem Monopolblatt Schleswig-Holsteinische Landeszeitung war es am 28. April sogar eine Titelseite wert, was Historiker der Uni Flensburg herausgefunden hatten: „Die braune Vergangenheit ehemaliger Landespolitiker“. Wie häufig bei empirischer Sozialforschung, deren Resultate „die bescheidendste Vernunft vorwegnehmen“ (Theodor W. Adorno) kann, ist auch das als Tagessensation präsentierte Rechercheergebnis über das politische Vorleben von fast 400 Parlamentariern, die zwischen 1947 und 1987 im Hohen Haus an der Förde saßen, wenig überraschend. Trotzdem benötigten der Didaktiker Uwe Danker und zwei seiner Mitarbeiter zweieinhalb Jahre, um zu ermitteln, daß etwa die Hälfte der Abgeordneten und zwei Drittel der Minister Mitglieder oder gar Funktionäre der NSDAP waren – das Ganze vom Kieler Landtag mit 100.000 Euro Steuergeld gefördert. „Geradezu erschreckende Zahlen“ weise die Legislaturperiode von 1958 bis 1962 aus, als „Alt-Nazis“ 73,5 Prozent der CDU-Abgeorneten und 75 Prozent unter ihren FDP-Kollegen stellten. Trotzdem, so muß Danker, einstiger Pressesprecher der Kieler SPD-Landtagsfraktion, einräumen, könne man den Verdacht nicht bestätigen, die ehemaligen „NS-Akteure“ hätten „alte Ziele in formaldemokratischer Tarnung weiterverfolgt“. Vielmehr sei es gelungen, diese „Nationalsozialisten in den demokratischen Staat zu integrieren“. 


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