© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 20/16 / 13. Mai 2016

Steuererklärung: Bundesregierung plant neue Strafgebühr
Die nächste Zumutung kommt
Ronald Gläser

Abgabetermin ist am 31. Mai! Dieser Tage sitzen wieder Millionen deutsche Steuerbürger am Wochenende an ihrem Schreibtisch. Statt mit ihren Kindern zu spielen, den Grill anzuwerfen oder den Keller zu entrümpeln, müssen sie ihre Steuererklärung erledigen. Sie zerbrechen sich den Kopf, ob die Zulage ihres Arbeitgebers in Höhe von 315 Euro für die Teilnahme an einer Messe in Paris jetzt in das Formular 011-ESt1C2015 gehört – oder doch in das Formular 056-Anlage N-AUS2015. „Die sind ja verrückt“, grummelt es aus dem Arbeitszimmer. Niemand hat je den volkswirtschaftlichen Schaden gemessen, der entsteht, weil der Staat das Steuerrecht immer komplizierter macht. Die wird nicht gemessen oder berechnet. Der Bürger wird verpflichtet, den Müll zu trennen, die Mindestlohndokumentationspflicht zu erfüllen, den nicht vorhandenen Parkplatz zu suchen oder seinen Wohnortwechsel umgehend mitzuteilen. Der Staat hat den Nutzen und der Bürger die Kosten.

Jetzt sollen also ab 2017 nochmal 25 Euro dazukommen für jeden Monat, den ein Steuerpflichtiger säumig ist. Bislang wurde die Abgabefrist von vielen Finanzämtern eher lax gehandhabt. Auch in Zukunft soll es möglich sein, längere Abgabefristen zu bekommen, etwa auf Antrag oder bei Hinzuziehung eines Steuerberaters.

Trotzdem ist die Strafgebühr eine Zumutung. Wenn der Steuerstaat die Abgabe beschleunigen will, dann sollte er das Ausfüllen vereinfachen und eine Reduzierung der Unterlagen vornehmen. Die jetzigen Formulare sind wirklich etwas für Bürokraten im fortgeschrittenen Stadium und in einer Sprache, gegen die schlecht übersetzte japanische Produktbeschreibungen noch verständlich sind.

Außerdem ist absehbar, daß am Ende Steuerhilfevereine und Steuerberater die großen Gewinner sein werden, weil jetzt noch mehr Bürger professionelle Hilfe in Anspruch nehmen werden. Dies wird gerade Rentner betreffen. Bei ihnen gibt es für den Staat noch viel zu holen.