© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 20/16 / 13. Mai 2016

Klima der Angst und der Panik
Asylkrise: Hilfsorganisationen dokumentieren in einer Studie Übergriffe von Moslems auf christliche Flüchtlinge in Deutschland
Marcus Schmidt

In seiner Heimat, dem Iran, drohte Ramin S. die Todesstrafe. Deshalb floh der junge Mann, der vom Islam zum Christentum übergetreten ist, nach Deutschland. „Ich dachte, ich komme in ein freies demokratisches Land, in dem ich meinen Glauben praktizieren kann. Doch das ist leider nicht so“, lautet Ramins bitteres Fazit.

So wie dem jungen Iraner geht es vielen Christen in deutschen Asylbewerberheimen. Sie werden von ihren moslemischen Mitbewohnern beschimpft. drangsaliert, angegriffen oder gar mit dem Tode bedroht. Daß es sich dabei keineswegs um Einzelfälle, sondern um ein verbreitetes Problem handelt, zeigt eine am Montag von christlichen Hilfsorganisationen in Berlin veröffentlichte Studie. Für die Untersuchung dokumentierten Mitarbeiter der Hilfsorganisationen von Februar bis April 231 Übergriffe auf Christen in Flüchtlingsheimen. Nach Einschätzung  der Initiatoren der Studie unter Federführung der Hilfsorganisation Open Doors handelt es sich bei den ausgewerteten Fällen nur um die Spitze des Eisberges. Der Berliner Pfarrer Gottfried Martens von der Selbständigen Evangelisch-Lutherischen Kirche, der in seiner Gemeinde 1.200 Konvertiten betreut, findet in der Studie seine Erfahrungen wieder, die er tagtäglich macht. „Vergangene Woche mußten wir wieder fünf Leute aus Heimen herausholen“, berichtete er. 

Angriffe durch arabische Wachleute

Der Leiter von Open Doors Deutschland, Markus Rode, sprach bei der Vorstellung der Studie von einem Klima der Angst und Panik unter den Christen in den Flüchtlingsheimen. Er erhob zugleich schwere Vorwürfe gegen die Politik. Trotz zahlreicher Berichte über die Lage der Christen in den Unterkünften habe es bislang kein „Nachfassen“ der politisch Verantwortlichen gegeben. Häufig unter Verweis auf fehlende Belege. „Die Bundesregierung muß aktiv werden“, forderte Rode nun mit Blick auf die Ergebnisse der Studie. Demnach haben 88 Prozent der von den Hilfsorganisationen befragten christlichen Flüchtlinge in den Unterkünften religiös motivierte Verfolgung durch moslemische Asylbewerber erlebt; drei Viertel von ihnen sogar mehrfach. Am häufigsten sind Beleidigungen (42 Prozent), gefolgt von Körperverletzungen (37 Prozent) sowie Todesdrohungen (32 Prozent). Diese richten sich dabei nicht nur gegen die Betroffenen, sondern häufig auch gegen die Familie im Heimatland. 

Und die Studie förderte noch ein weiteres erschreckendes Ergebnis zutage. Christliche Flüchtlinge werden in Deutschland nicht nur von anderen Asylbewerbern bedroht, sondern immer wieder auch von denen, die eigentlich für ihren Schutz sorgen sollen: Knapp die Hälfte der Befragten (49 Prozent) schilderten Übergriffe durch das Wachpersonal. Besonders dramatisch ist die Lage in Berlin: Hier waren bereits 69 Prozent religiösen Übergriffen durch zumeist arabischstämmige Wachleute ausgesetzt. „Ich habe manchmal den Eindruck, die Sprache und ein gewisser Bizepsumfang sind das einzige Auswahlkriterium für die Wachleute“, kritisierte Pfarrer Martens. Häufig stellten sich diese auf die Seite der Angreifer. Der Pfarrer schilderte den Fall eines Wachschützers, der in einer Unterkunft gemeinsam mit einem Mann zum Gebet gegangen ist, der vorher einen christlichen Asylbewerber mit einem Messer bedroht hatte. 

Nach Ansicht der Hilfsorganisationen kann die Studie nur ein Anfang sein. „Wir glauben, daß die Dunkelziffer sehr hoch ist“, sagte Volker Baumann von der Aktion für Verfolgte Christen und sprach von mehreren 10.000 Fällen. „Ich kenne keine Flüchtlingsunterkunft von Garmisch bis Hamburg, wo wir keine Fälle hatten“, berichtete Paulus Kurt vom Zentralrat Orientalischer Christen in Deutschland.

Bei der Frage, wie die christlichen Flüchtlinge besser geschützt werden könnten, tendieren die Helfer zu einer getrennten Unterbringung – wenn auch mit Bauchschmerzen. „Ich weiß, daß das keine gute Lösung ist“, sagte Martens. Kurt verwies auf die Widerstände von Politik und Kirchen gegen eine Trennung von Christen und Moslems. Er schlug eine Quote von mindestens 20 Prozent Christen in den Heimen vor. Einig waren sich alle, daß die Sicherheit der christlichen Asylbewerber im Mittelpunkt stehen müsse. „Wenn das Haus brennt, reicht es nicht, über Brandschutzeinrichtungen zu reden. Dann muß man die Leute rausholen“, sagte Pfarrer Martens.

Die Studie im Internet www.opendoors.de

 Kommentar Seite 2