© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 19/16 / 06. Mai 2016

Aufgeschnappt
Rette sich, wer kann!
Matthias Bäkermann

Seit 1755 gibt es in Erlangen die Bergkirchweih. Alljährlich um Pfingsten herum ringen an zwölf Tagen knapp eine Million Besucher um die 11.000 Biergartensitzplätze rund um den Hang des Burgbergs nördlich der Altstadt, wo der Hopfensaft in Strömen fließt. Endlich, nach 261 Jahren dürfen sich aber nun Frauen erstmals richtig sicher fühlen, denn die Stadt richtet für 22.000 Euro vier „Rettungsinseln“ ein, wohin sich Frauen flüchten können, die Opfer sexueller Übergriffe geworden sind oder sich bedroht fühlen. „Die Aktion soll auch eine präventive Funktion haben“, stellte Erlangens Gleichstellungsbeauftragte Cornelia Höschele vergangenen Freitag in den Nürnberger Nachrichten klar. 

Überall werben nun Plakate in der fränkischen Hugenottenstadt für die „Rettungsinseln“: „Spaß haben! Keinen Ärger, keine sexuelle Gewalt am Berg“ heißt es darin. Daneben hält das Piktogramm einer Dirndlfrau ihren Peiniger „eine Armlänge“ auf Abstand. Damit jedoch keinerlei Assoziation zu den Silvester-Übergriffen junger Migranten in Köln oder früheren Vergewaltigungen von „Südländern“ in Erlangen entstehen, warnen die Aufrufe vor authentischen potentiellen Sextätern: Der illustrativ symbolisierte Lüstling trägt deshalb eine zünftige Trachtenlederhose.