© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 18/16 / 29. April 2016

CD-Kritik: Simone Kermes
Bedingungslos
Jens Knorr

Amor“ ist das erste Wort von der neuen CD der Sopranistin Simone Kermes, viermal beschworen von einer namenlosen Nymphe aus Monteverdis letztem Madrigalbuch. Und „fate“, Schicksal, ist das letzte Wort der von Aeneas verlassenen Dido.

Eine Reise in die Zeit von 1580 bis 1700 und von dem Italien Cestis, Legrenzis, Manellis, Merulas, Monteverdis, der Strozzi über das Frankreich Boëssets, Lamberts, de Briçeños bis zu dem England Eccles’, Dowlands, Purcells stellt die Kermes vor – eine Reise himmelhochjauchzend in stratosphärische Höhenregister und zu Tode betrübt in die Tiefen weiblicher Erfahrungen.

Jede der Arien nimmt die Kermes für so einzigartig wie jede der Frauen, von denen sie handeln, in jeder läßt sie die Komödie, Tragödie oder Tragikomödie eines ganzen Lebens aufklingen, anderen Leben gleich und ungleich in einem. Und wohl auch dem der Kermes.

Die Arrangements und das Spiel der Banda „La Magnifica Comunità“ unter Enrico Casazza, in subjektiver Auslegung und Ergänzung der Notation radikal und achtsam in einem, füllen die Renaissance mit neuem Geist und holen so den Geist der Renaissance ins Heute.

Was ist es, das diese extraordinären Musiker und Sängerin treibt? Historische Aufführungspraxis, Jam Session, Crossover von Klassik zu Pop? Es ist Liebe, bedingungslose!

Simone Kermes Love Sony Claasics 2016  www.simone-kermes.de  www.lamagnificacomunita.com