© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 18/16 / 29. April 2016

Thyssen-Krupp unterliegt bei australischer U-Boot-Ausschreibung
Französischer Milliardenerfolg
Jörg Fischer

Die HDW-Klasse 214 sei „ein Entwurf speziell für den Exportmarkt, der sowohl in Deutschland als auch im Kundenland gefertigt werden kann“, so bewirbt Thyssen-Krupp Marine Systems (TKMS) seine außenluftunabhängigen U-Boote mit Brennstoffzellenantrieb. Doch die Kieler Werft, die aus der Fusion von Blohm+Voss und Howaldtswerke-Deutsche Werft (HDW) entstand, ging leer aus bei dem Versuch, sich mehr als ein Viertel des 195 Milliarden Dollar schweren australischen Aufrüstungsprogramms zu sichern.

Auch das eigentlich favorisierte Konsortium von Mitsubishi und Kawasaki mit seinen Soryu-U-Booten bleibt außen vor – obwohl sich Japan und Australien als strategische Verbündete angesichts der chinesischen Großmachtgelüste sehen. Der größte australische Rüstungsauftrag geht an die teilstaatliche französische DCNS-Gruppe, erklärte nun am Dienstag der konservative Premierminister Malcolm Turnbull. Dabei hatte TKMS sogar angeboten, den vergrößerten Typ 216 zu liefern – und das Ganze für 20 statt der eingeplanten 50 Milliarden Australische Dollar. Australien entschied sich dennoch für zwölf U-Boote der Barracuda-Klasse als Ersatz für seine schwedische Collins-Klasse.

Über die Gründe kann nur spekuliert werden. Von der französischen Marine sollen die Barracudas ab 2017 in einer nuklear angetriebenen Version verwendet werden. Die australische Ausführung soll zwar auch leise Düsenringpropeller, aber nur einen dieselelektrischen Antrieb erhalten. Turnbull verkündete stolz, „australische Arbeiter werden australische U-Boote mit australischem Stahl bauen“. Doch auch TKMS hatte offiziell angeboten, in Australien ein Werk aufzubauen und die U-Boote dort herzustellen.

Die Kieler Expansionspläne in die Asien-Pazifik-Region sind nun gescheitert. Und Thyssen-Krupp hat ein Problem mehr, denn auch in der Stahlsparte läuft es keineswegs rund.

Australisches U-Boot-Rüstungsprogramm: sea1000.gov.au