© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 18/16 / 29. April 2016

„Die Zwangsbesteuerung wird kommen“
Interview: Das fränkische Familienunternehmen Heubach setzt erfolgreich auf den Handel mit Briefmarken, Münzen und Edelmetallen
Wolfhard H. A. Schmid

Herr Heubach, Sie sagen: „Edelmetallhandel ist Vertrauenssache!“ Was unterscheidet Sie von den Marktführern und Banken?

Heubach: Gegenüber den Großen sind wir preisgünstiger, haben einen deutlich höheren Ankaufspreis und beraten unsere Kundschaft ehrlich. Dazu kommt, daß ich persönlich hafte.

Hilft Ihnen nicht auch die Zinspolitik der EZB? Der Goldpreis hat daraufhin mit einem kurzfristigen Hoch reagiert, ist inzwischen aber auf 1.100 Euro gesunken.

Heubach: Ich brauche keine Werbung, die macht Mario Draghi für uns. Wir warten schon auf den Negativzins, dann kommt der Goldkurs ins Rollen.

Seit Frühjahr 2015 lösten sich an den internationalen Finanzmärkten einige Billionen Dollar an Aktienwerten quasi ins Nichts auf. Gold lockt daher nun wieder auch institutionelle Anleger. Aber wie nachhaltig ist der Trend?

Heubach: Ich rechne damit, daß die Nachfrage nach Gold stetig steigen wird.

Wer im Herbst 2012 eine Unze Gold gekauft hat, mußte dafür über 1.350 Euro hinblättern. Heute bekommt man dafür 250 Euro weniger. Wer zur selben Zeit für 7.500 Euro einen Dax-Fonds kaufte, kann sich heute über 10.000 Euro freuen.

Heubach: Nach meiner Ansicht ist die Gewinnrelation nur schöngerechnet. Vergleichen Sie dies mit vor diesem Zeitpunkt gekauftem Gold, dann sieht die Rechnung ganz anders aus.

Welche Einflußfaktoren sind für den Goldpreis verantwortlich?

Heubach: Hauptsächlich die Fed, das Zentralbank-System in den USA. Sie drückt über die von ihr abhängigen Banken sehr stark den Gold- und Silberpreis.

Die deutschen Goldreserven sind vorwiegend in den USA deponiert. Die Bundesbank will ihre Goldreserven jedoch nur teilweise zurückholen. Warum?

Heubach: Angela Merkel kann nicht vor die Kamera treten und sagen, daß sie nur wenig von den in den USA hinterlegten deutschen Goldreserven zurückbekommen kann.

Ist es sinnvoller, sein Geld in Goldmünzen oder Goldbarren anzulegen? Wie sieht es in Zukunft mit Besteuerung aus?

Heubach: Ersteres ist egal, solange die Standwerte nicht geändert werden und die Gebühren gering sind. Gold und Silber werden in Zukunft nicht steuerfrei bleiben. Auf Dauer wird sich der Trend nach den Wertpapieren richten.

Wie sieht es für den Edelmetallanleger mit der Vermögenssteuer aus?

Heubach: Wenn der Staat Geld braucht, dann war er schon immer sehr einfallsreich. Das wird sich auch in Zukunft nicht ändern.

Sie decken in Ihrem Handel die gesamte Edelmetallpalette ab. Sind Silber, Platin und Diamanten eine gute Alternative für den Anleger von Gold?

Heubach: Platin und Diamanten sowie seit 2014 auch Silber unterliegen der Mehrwertsteuer und sind deshalb als sekundäre Anlage zu sehen.

Die Handelsmargen sinken von Jahr zu Jahr Seit 55 Jahren ist Ihre Familie im Edelmetallhandel tätig.Ihre Firma ist als Kommanditgesellschaft (KG) im Handelsregister eingetragen. Was hat sich gegenüber den Anfängen geändert?

Heubach: Mein Großvater hat mit Briefmarken angefangen, dann hat er sich zusätzlich auf den Edelmetallhandel konzentriert. Technisch sind wir heute komplett an die Goldpreisbörse gekoppelt. Alle unsere Kommanditisten sind Familienmitglieder. Wir sind also nach wie vor ein reines Familienunternehmen.

Seit 2015 boomt der Edelmetallhandel wieder, die Konkurrenz wächst.

Heubach: Ja, die Margen sinken von Jahr zu Jahr. Dies kann nur durch Umsatzsteigerung kompensiert werden.

Angeblich sollen nur fünf Prozent der Deutschen physische Edelmetalle besitzen. Sehen Sie darin ein Potential für eine Vermögensumschichtung in Gold oder andere Edelmetalle?

Heubach: An die Zahl von fünf Prozent glaube ich nicht. Unsere Käuferschicht reicht von Handwerkern, Studenten, dem Mittelstand bis zu der vermögenden Schicht. Sie ist also heute schon sehr breit. Die Vermögensumschichtung wird weiter steigen.

Verbraucherschützer warnen immer wieder, daß es Qualitätsunterschiede bei Münzen und Barren gibt. Edelmetallhandel ist also in der Tat Vertrauenssache. Gibt es auch konkrete qualitative Merkmale, die der Kunde beachten sollte?

Heubach: Wir arbeiten nur mit deutschen Herstellern, bei denen sich unsere Kunden auf die Qualität verlassen können! Das können Sie auch unserem Internet-Auftritt entnehmen. Wir hatten schon einmal mit einem ausländischen Geschäftspartner aus einem offiziell seriösen Land schlechte Erfahrungen machen müssen.

Wenn ein Kunde einen größeren Teil seines Vermögens in Edelmetallen anlegen möchte, soll er die erworbenen Münzen oder Barren in seinem Banksafe hinterlegen? Oder gibt es bessere Sicherheiten?

Heubach: Wir raten vom Banksafe ab. Wenn es unbedingt ein Banksafe sein soll, dann höchsten in einer Sparkasse. Dies kann in Krisenzeiten zum Problem werden. Auch von einem Safe bei einem Edelmetallhändler raten wir ab. Ich kenne einen Fall, da ist der Edelmetallhändler insolvent geworden und mit den ganzen Hinterlassenschaften seiner Kunden auf Nimmerwiedersehen verschwunden. Wir überlassen deshalb grundsätzlich die Entscheidung für die Hinterlegung unseren Kunden selbst.

Wie sehen Sie die Zukunft im Edelmetallhandel? Wie wird sich die weltweite Verschuldung der großen westlichen Staaten auf den Edelmetallhandel auswirken?

Heubach: Die Verschuldung der großen westlichen Staaten wird irgendwann in nächster Zeit durch die Decke stoßen. Bei den Edelmetallen wird dies nicht passieren, aber es wird dann sicher zu einer Zwangsbesteuerung kommen.

Wenn es in absehbarer Zeit zu einem neuen Börsencrash kommen sollte – wie manche Experten prognostizieren–, wie würde sich dieser auf den Goldhandel auswirken?

Heubach: Keiner kann das im Detail voraussehen. Die Edelmetalle werden dann kurz fallen, anschließend aber stark steigen. Aktiendepots und Fonds basieren weitgehend auf Pump. Daher werden dann verstärkt Edelmetalle gekauft, was zu der Steigerung führen wird.





1959 machte Heinz Heubach aus seiner Briefmarken-Sammelleidenschaft ein Geschäftsfeld. Inzwischen zählt das Nürnberger Familienunternehmen zu den größten in seiner Branche. Münzen und Gold werden über die Alfa KG – Heubach Edelmetalle gehandelt. Dieser Bereich wird seit 1995 von Andreas Heubach in der dritten Generation geleitet.

 www.heubach-edelmetalle.de

 www.briefmarkenhaus-heubach.de