Hand aufs Herz: Wer würde sich den einen oder anderen politischen Kommentar im Internet verkneifen, wenn er wüßte, daß Heiko Maas mitliest? Amerikanische Psychologen haben den Test gemacht: Sie wiesen Internetnutzer diskret darauf hin, daß sie von der NSA überwacht würden. Die Versuchspersonen trauten sich darob nicht mehr, offen ihre Meinung zu äußern und paßten ihre Kommentare der Mehrheitsmeinung an. Das berichtet das vierteljährliche Wissenschaftsmagazin Journalism and Mass Communication Quarterly.

Die Autorin der Studie kommt zu dem Ergebnis: „Wenn Internetnutzer glauben, ausspioniert zu werden, werden Minderheitsmeinungen unterdrückt.“ Das Bewußtsein, überwacht zu werden, führe nicht nur zu einer Selbstzensur, sondern auch zur Bereitschaft, abweichende Meinungen in vorauseilendem Gehorsam zu unterdrücken.

Das traf besonders auf die Probanden zu, die erklärten, es sei ihnen egal, ob sie überwacht würden, denn sie hätten nichts zu verbergen und würden nicht gegen Gesetze verstoßen. Gerade sie waren am ehesten bereit, kritische Meinungen auszugrenzen.

Eine systematische Überwachung würde auch im Netz zu einer „Schweigespirale“ führen. 

Diese Erkenntnis steht im Widerspruch zum vielzitierten „Demokratisierungseffekt“ des Internets und seiner sozialen Medien. Vielmehr würde eine systematische Bürgerüberwachung auch hier zu einer „Schweigespirale“ (Elisabeth Noelle-Neumann) führen. 

Selbstzensur im Netz? Wenn schon die Furcht vor Isolation Nutzer sozialer Netzwerke dazu bringt, ihre Äußerungen dem Meinungsklima ihrer „Freunde“ anzugleichen (ein bereits erforschtes Phänomen), bringt dann die Androhung staatlicher Verfolgung die Bürger nicht erst recht dazu, ihre kritische Meinung besser für sich zu behalten?

Es könnte auch genau anders sein: Wer merkt, daß er sich dazu zwingen läßt, sich so zu verhalten, als tue er etwas Unrechtes, und anders schreibt als er fühlt, wird seine Loyalität zum Staat grundsätzlich in Frage stellen!