© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 15/16 / 08. April 2016

Atemlose Spannung
„Homeland“: Die fünfte Staffel der US-Geheimdienstserie spielt in Berlin, zwischen Islamisten und Asylbewerbern
Liselotte Millauer

Neuanfang in Berlin: Zwei Jahre sind vergangen seit Carrie Mathisons Fiasko als CIA-Stations-Chef in Pakistan. Die dramatischen Ereignisse um den von Carrie befohlenen Drohnen-Anschlag auf den gesuchten Terroristen Hacquani, bei dem 40 Zivilisten ums Leben kamen, Hacquani jedoch überlebte, erscheinen wie aus einer anderen Welt. Carrie (Claire Danes) hat die CIA verlassen und  ein neues Leben in der deutschen Hauptstadt gefunden. Deutsche „Homeland“-Fans freuen sich über die Ausstrahlung dieser Staffel der US-Serie ganz besonders.

Carrie ist jetzt Sicherheitschef des Milliardärs und Philantropen Otto Düring (Sebastian Koch) und für seine internationalen humanitären Tätigkeiten. Auch ihr Liebesleben hat eine Wende genommen: Nach der heißen Affäre  mit dem Doppelagenten Adrien Brody (Vater ihrer Tochter) lebt sie jetzt in einer beschaulichen Wohnung mit eben jener Tochter Franny und einem von  Dürings  Berliner Rechtsanwälten, einem in sich ruhenden Mann namens Jonas Hollander (Alexander Fehling).

Doch keine Angst vor Langeweile! Der Frieden, den Carrie gefunden zu haben scheint, dauert nicht lange. Im Handumdrehen ist sie wieder in Terror und Spionage des Mittleren Ostens verwickelt. So als sie Düring und eine Spende von  zehn Millionen Euro in den Libanon begleitet, mitten in die Turbulenzen des Syrien-Krieges und die Aktionen des IS. Auch passieren geheimnisvolle Anschläge, die nicht ihrem Boß gelten, sondern, wie sich plötzlich herausstellt, ihr. Wer steht dahinter?  

Von Selbstzweifeln           geplagte Geheimagenten

Saul Berenson (Mandy Patinkin), jetzt CIA-Chef in Europa, will sie zurückholen. Carrie lehnt ab, doch spürt sie immer stärker, daß sie für ein normales Leben nicht geschaffen ist. Auch Quinn (Rupert Friend) taucht wieder auf, nach 28 Monaten mit einem Special-Operations-Team in Syrien. Ernüchtert stellt er fest, daß die dunkle Seite sein Leben ist, seine Rolle eine „Killer-Maschine“. Doch ähnlich wie Jason  Bourne in Robert Ludlums Spionage-Thrillern erfährt er, der Super-Spezialist mit tödlicher Präzision und eiskalter Strategie, der jedesmal sein eigenes Leben riskiert, nie die richtige Anerkennung der Bürohengste im CIA-Hauptquartier in Langley, Virginia. 

„Homeland“, angelehnt an die israelische TV-Serie „Hatufim“, hüllt auch in der fünften Staffel die Zuschauer in atemlose Spannung. Mit den Hauptfiguren Carrie, Saul und Quinn werden die Zuschauer in die aktuellen politischen Ereignisse geführt. Der Krieg in Syrien, der Isis-Terror wie auch die Migrantenströme, die sich durch Europa bewegen, tauchen auf.  Hacker haben das Überwachungssystem der CIA für Deutschland aufgedeckt, und Carrie gerät plötzlich in Verdacht. Saul hat sein neues Protégé (und heimliche Affäre) Allison Carr (Miranda Otto) zur Leiterin des Berlin-Büros gemacht. Ein Schritt, den er schnell bereuen wird.                                  

Gedreht wurden die zwölf Folgen der fünften Staffel in Babelsberg und an über hundert Drehorten in Berlin und Brandenburg. Unter anderem im Olympischen Dorf, am Roten Rathaus, in der Akademie der Künste, am Brandenburger Tor, am Gendarmenmarkt und im Kaffeehaus Grosz am Kurfürstendamm. Am häufigsten tauchten die Filmcrews in Berlin-Mitte und in Kreuzberg auf. In Brandenburg wurde unter anderem im Holländischen Viertel in Potsdam gedreht, am Flughafen BER in Schönefeld,  in Luckau und Falkensee und – mit aufregendem Schußwechsel –  am Martin-Luther-Platz in Nauen. 

Mehrere Deutsche           haben Nebenrollen

Über 500 deutsche Mitarbeiter waren an der Staffel beteiligt, deren Produktion 138 Tage dauerte.  74 deutsche Schauspieler kamen zum Einsatz und 5.500 Statisten. Die Hauptrollen wurden beliebten deutschen Stars gegeben: Sebastian Koch („Das Leben der Anderen“) ist Carries Chef, der Milliardär Otto Düring. Alexander Fehling („In-glourious Bastards“) spielt ihren Freund Jonas Hollander, den Berliner Rechtsanwalt aus dem Düring-Stab. Nina Hoss und Martin Wuttke sind BND-Chefs.

Berlin ist ein interessanter Drehort für internationale Filmproduktionen. „Die Dreharbeiten waren besonders interessant für uns“, sagte Produktionsleiterin Lesli Linka Glatter hinterher. „Berlin hat so viele verschiedene Gesichter, die wir wirkungsvoll nutzen konnten.“ Die amerikanischen Produzenten sind auch deshalb nach Berlin gekommen, weil Berlin und Brandenburg die Produktion der Serie, die bereits Emmys und Golden Globes gewonnen hat, mit einer Million Euro unterstützt haben. Die Bundesregierung plant sogar, die Förderung von Serien noch stärker zu fördern und will künftig zehn Millionen Euro an Subventionen zahlen. 

Die sechste Staffel von „Homeland“, die gerade vorbereitet wird, soll dann wieder in den USA, genauer gesagt in New York, spielen. 

Homeland. Der für April geplante Verkauf der fünften Staffel als DVD wurde gerade auf Juli verschoben, aber Sat1 strahlt die Serie derzeit sonntags im Spätprogramm nach 23 Uhr aus.