© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 15/16 / 08. April 2016

Wikileaks enthüllt Interna des Währungsfonds IWF zur Eurokrise
Willkommene Ablenkung
Jörg Fischer

Die Aufregung um die „Panama Papers“ hätte zu keinem günstigeren Zeitpunkt kommen können: So wird perfekt abgelenkt von den Wikileaks-Enthüllungen über Interna des Internationalen Währungsfonds (IWF) zur Eurokrise. Dies betrifft vor allem die deutschen Steuerzahler, denn allein im Falle Griechenlands geht es um eine direkte Haftungssumme von 72 bis 79 Milliarden Euro. Das entspricht den jährlichen Lohnsteuereinnahmen des Bundes.

Die Wikileaks-Papiere bestätigen nun, was Euro-Kritiker schon immer wußten: Griechenland ist keinesfalls „gerettet“, zwischen der Bundesregierung, der EU-Kommission, der EZB und dem IWF bestehen fundamentale Meinungsunterschiede. Der IWF hat im Zuge der Eurokrise sein oberstes Prinzip gebrochen, keine insolventen Staaten zu finanzieren. Daher wollte der IWF schon 2015 über 50 Milliarden Euro der griechischen Schulden streichen – doch das hätte Angela Merkel in die Bredouille gebracht: ein zweistelliger Milliardenbetrag wäre fällig geworden und die Bundesregierung hätte eingestehen müssen, daß die als „Griechenlandrettung“ verkaufte Ausbezahlung privater Banken und Finanzinvestoren die Steuerzahler Milliarden kostet.

Käme der Schuldenschnitt dieses Jahr,  müßte die Kanzlerin zugeben, daß die Asyl- und Eurokosten Schäubles „schwarze Null“ tiefrot verfärben. Die EU will verhindern, daß die nächste Grexit-Debatte vor dem britischen EU-Referendum am 23. Juni startet. Daher soll es im April zunächst eine Scheinlösung geben, um Zeit zu gewinnen. Der IWF weiß, daß die Athener Schulden untragbar sind. Verläßt er die Rettungstroika, wäre die nächste akute Eurokrise da. Doch ein Euro-Austritt ist für Merkel & Co. keine „Alternative“ – und im Zweifel wird die EZB die Rettungsillusion aufrechterhalten und notfalls ihre Helikopter Richtung Athen in Marsch setzen.

IMF Internal Meeting Predicts Greek ‚Disaster‘, Threatens to Leave Troika: wikileaks.org