© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 13/16 / 25. März 2016

Umwelt
Kostspielige Plagegeister
Bernd Rademacher

Der Frühling hat begonnen und in der Nacht sucht der Steinmarder Unterschlupf. Damit ist der Konflikt vorprogrammiert, denn die Kulturfolger suchen geeignete Plätze, um ihre Jungen aufzuziehen. Die Paarung war zwar schon im vergangenen Sommer, doch die Keimruhe sorgt dafür, daß der Nachwuchs erst jetzt geboren wird. Die Räuber lieben Dachböden. Beim Eindringen richten sie Schaden an, der fatale Folgen haben kann. Marder zerstören Dämmstoff und Dampfsperren, so daß Feuchtigkeit ins Dach eindringt und sich Schimmel ausbreitet. Muß das Dach abgedeckt werden, um verschimmelte Dämmung zu entsorgen, wird das teuer: Im Ruhrgebiet entstand so an einem Mietshaus 200.000 Euro Schaden, weil die Bewohner in Hotels evakuiert werden mußten. Gesundheitsgefahren gehen von Viren, Bakterien und Parasiten (Würmer, Zecken, Flöhe, Räudemilben) aus, welche die ungebetenen Gäste ins Haus tragen.

Marderbisse an Autos sind die zweitgrößte Gruppe der Kaskoschäden durch Tiere.

Dasselbe gilt für den Waschbären, der bei der „Wohnungssuche“ inzwischen als Konkurrenz auftritt. Daneben kommt es zunehmend zu Bißschäden an Photovoltaikanlagen, weil Marder hier Kabel anknabbern. Bislang taten das die Biester bevorzugt im Motorraum parkender Autos. Nach den 238.000 Wildunfällen sind die 216.000 gemeldeten Marderbisse die zweitgrößte Gruppe der Kaskoschäden durch Tiere. Die Versicherer mußten dafür 2014 aber nur insgesamt 64 Millionen Euro zahlen, da viele Autobesitzer eine Selbstbeteiligung haben und die kostspieligen Folgeschäden meist nicht versichert sind. Die Zahl der angepriesenen Vergrämungsmittel ist so zahlreich wie nutzlos. Als effektiv haben sich Geräte erwiesen, die Stromschläge austeilen. Beratung bieten die Kreisjägerschaften, die häufig einen Marderbeauftragten haben. Da Dachschäden oft zunächst nicht bemerkt werden, raten die Jäger dazu, die Böden häufiger zu kontrollieren – und zu entrümpeln, denn auch das mögen Marder überhaupt nicht.