© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 13/16 / 25. März 2016

Ein Balanceakt mit großer Perfektion
Geldpolitik: Die US-Notenbank Fed läßt Leitzins unverändert bei maximal 0,5 Prozent / Amerikanische Aktien und Gold im Aufschwung
Thorsten Polleit

Die US-Notenbank Federal Reserve (Fed) läßt ihren Leitzins unverändert bei 0,25 bis 0,5 Prozent. Das gab der Offenmarktausschuß vorige Woche in Washington bekannt und begründete diese Entscheidung unter anderem mit „Risiken in der Weltwirtschaft“.

Das war zu erwarten. Seit dem Frühjahr 2013 sprechen Fed-Vertreter davon, die Zinsen anzuheben. Nach langem Zögern wurde im Dezember 2015 dann erstmalig der Dollarzins um 0,25 Prozentpunkte angehoben. Zuvor lag der Leitzins seit Dezember 2008 zwischen null und 0,25 Prozent. Im August 2007, kurz vor Ausbruch der Finanzkrise, waren es noch 5,25 Prozent gewesen – danach senkte die Fed ihren Zins in panischen Schritten Richtung Nullinie.

Die Fed stellte jedoch in Aussicht, daß sie die Zinsen im laufenden Jahr noch zweimal anheben werde. Warum ist sie so zögerlich? Die offizielle Begründung ist, daß die laufende Inflation nach wie vor recht niedrig sei und daß sich daher der Anstieg der Zinsen langsam über die Zeit vollziehen könne. Doch der eigentliche Grund dürfte ein anderer sein. Er ist im Schuldgeldsystem zu finden. Dessen „Funktionieren“ hängt davon ab, daß die Zinsen niedrig bleiben beziehungsweise auf noch niedrigere Niveaus fallen. Würde sich bei den Anlegern aber die Erwartung durchsetzen, daß die Zinsen nahe Null verharren, würden die meisten aus ihren Termin- und Spareinlagen, Staats- und Bankschuldpapieren, Lebensversicherungen und Rentenfondsanteilen fliehen. Sind die Zinsen nur „vorübergehend“ niedrig, harren die Geldanleger aus.

 Die Fed praktiziert diesen Balanceakt mit großer Perfektion; je länger Zinserhöhungen hinausgezögert werden, desto unwahrscheinlicher werden sie – allein schon deswegen, weil die Wahrscheinlichkeit steigt, daß sich die amerikanische Konjunkturlage wieder eintrübt.

Niedrigzinsen halten kurzfristig Konjunkturen in Gang und verschaffen klammen Schuldnern Luft. Dabei entstehen jedoch weitreichende Fehlentwicklungen: Kapitalfehllenkung, Spekulationsblasen, Boom-Bust-Zyklen und Überschuldung. Zudem drohen die niedrigen Nominal- zu negativen Realzinsen zu werden. Die Politik der Zentralbanken entwertet dann traditionelle Sparformen wie Termin- und Spareinlagen, Staats- und Bankanleihen, Rentenfonds und Lebensversicherungen. Das erleben auch immer mehr Euro-Sparer, Pensionskassen oder Stiftungen hautnah. Die Europäische Zentralbank (EZB) kennt schon kein Halten mehr: Negativzinsen sollen zum „Investieren“ zwingen.

Doch statt der darbenden Wirtschaft im EU-Süden setzen die deutschen Immobilienpreise zu Höhenflügen an. Das überrascht nicht, denn sein Vermögen in Dollar oder Euro zu halten bringt derzeit nur Verluste ein, Gold und Aktien sind da vielversprechender.






Prof. Dr. Thorsten Polleit ist Präsident des Ludwig von Mises Instituts Deutschland.

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