© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 12/16 / 18. März 2016

Frisch gepresst

Heimat. Diese Heimat-Kiste ist ja irgendwie typisch deutsch, sagt man. Von wegen grüblerische Menschen, Romantik und so. Caspar David Friedrichs Nebelmeer. Und natürlich „vermintes Gelände“... Schließlich gab es da ja, Sie wissen schon. „Hitler, Himmler, Goebbels, Göring und Eichmann dachten, träumten und redeten auf deutsch. Sie waren voll des deutschen Geistes, ...“ Wenn ein Buch gleich nach dem Vorwort so losgeht, hat man – meistens zu Recht – wenig Lust, weiterzulesen. Eberhard Rathgeb wählt zwar diesen Einstieg, doch seine erzählerische Reise „auf den Spuren eines deutschen Gefühls“ sollte man dennoch nicht gleich abbrechen. Denn der FAZ-Feuilletonredakteur bietet in der Tat seinen Lesern diverse Anregungen, sich mit dem Begriff, oder besser: dem Gefühl für Heimat auseinanderzusetzen. Er tut das zum einen mit Hilfe historischer Figuren, Autoren, Philosophen von Adorno bis Stefan Zweig; zum anderen anhand der eigenen Familiengeschichte, so seines Großvaters Albert, der einst nach Argentinien auswanderte, und seines Vaters Albrecht, der 1963 wieder nach Deutschland zurückkehrte – samt des damals vierjährigen Autors. (vo)

Eberhard Rathgeb: Am Anfang war Heimat. Auf den Spuren eines deutschen Gefühls.Karl Blessing Verlag, München 2016, gebunden, 384 Seiten, 22,99 Euro




NPD-Verbot. Drei Tage hatte sich das Bundesverfassungsgericht Anfang März Zeit genommen, um öffentlich über den NPD-Verbotsantrag der Bundesländer zu verhandeln. Auch wenn die Karlsruher Richter ihre Entscheidung erst in einigen Monaten präsentieren werden, waren sich die Beobachter einig: Ein Selbstläufer wird auch dieser Verbotsantrag auf keinen Fall. Die Richter werden sich die Entscheidung über das Verbot der Partei nicht leichtmachen. Der Sammelband „Verbot der NPD – ein Staatstheater in zwei Akten“ bietet bis dahin reichlich Material und wirft einen skeptischen Blick auf das Verfahren in Karlsruhe. Er spannt den Bogen vom ersten Verbotsantrag, der 2001 an der Durchsetzung der Partei mit V-Leuten scheiterte, hin zum aktuellen Ringen. Äußerst facettenreich gehen die Autoren dabei der entscheidenden Frage nach, die Herausgeber Horst Meier gleich zu Beginn formuliert: „Was ist eigentlich schädlicher für die deutsche Demokratie: die Existenz oder das Verbot der NPD?“ Die Antwort folgt demnächst – in diesem Theater. (ms)

Horst Meier (Hrsg.): Verbot der NPD – ein deutsches Staatstheater in zwei Akten. Berliner Wissenschaftsverlag, Berlin 2016, broschiert, 398 Seiten, 69 Euro