© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 12/16 / 18. März 2016

Umwelt
Zu Fuß zurück
Bernd Rademacher

Daß die „e-Mobility-World“ im Ländle stattfindet, ist kein Zufall: Von den etwa 30.000 Elektroautos, die bislang in Deutschland zugelassen sind, wurden pro Kopf gerechnet die weitaus meisten unter Winfried Kretschmann zugelassen. Nissan und Mitsubishi sind natürlich vertreten, bieten sie doch mit „Leaf“ und „Miev“ seit Jahren E-Autos an. BMW ließ sich mit dem i3 bis 2013 Zeit – praxistauglich ist der futuristische Kleinwagen jedoch genausowenig wie die japanischen Pioniere. Die Münchner versprechen Reichweiten von bis zu 160, mit dem Sparmodus „Eco Pro+“ von 200 Kilometern. Daß das bestenfalls mit Skianzug, ohne Heizung und nur tagsüber ohne Beleuchtung klappt, ließ sich erahnen. Das Magazin Auto Motor Sport und der TÜV Süd entlarvten nun die Werbeversprechen: Bei Tempo 120 auf der Autobahn kommt der i3 nur 78 Kilometer weit – bei langsamer Akkuladung.

Bestenfalls im reinen Stadtverkehr sowie ohne Heizung und Klima-anlage praxistauglich.

Bei Schnelladung waren es 47, bei gealtertem Stromspeicher knapp 33 Kilometer – aber nur bei frühlingshaften 23 Grad. Bei Kälte oder Hitze drohen Batterieverluste von 10 bis 30 Prozent. Der neue E-Golf und der nur zweisitzige Smart electric haben die gleichen prinzipiellen Probleme wie i3, Leaf und Miev: Nur im reinen Stadtverkehr sowie ohne Heizung und Klimaanlage erreichen sie Reichweiten von weit über 100 Kilometern. Selbst wer sich für fast 100.000 Euro ein Modell S des kalifornischen Herstellers Tesla geleistet hat, sollte für eine weite Anreise nach Friedrichshafen keine Eile haben und Zeit für Ladestopps mitbringen: Statt auf 500 kamen die TÜV-Testfahrer nur auf 110 bis 342 Kilometer Reichweite. Die frühere VW-Häme „Ford fahren, heimlaufen“ gilt heute eher für alle E-Mobilisten.

„8. Messe für nachhaltige Mobilität“ vom 16. bis 20. März in Friedrichshafen:  www.e-mobility-world.de