© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 12/16 / 18. März 2016

Erfolge der FDP bei Landtagswahlen
Liberales Dilemma
Detlef Kühn

Totgesagte leben länger. Die alte Volksweisheit scheint sich im Fall der FDP zu bewahrheiten. Ihr Vorsitzender Christian Lindner war am Abend des Super-Wahlsonntags erleichtert, daß seiner Partei in den Flächenländern Baden-Württemberg und Rheinland-Pfalz der Einzug in die Landtage gelungen war. Er sah darin ein gutes Omen für die Bundestagswahl 2017.

Allerdings blieb der FDP ein Wahlerfolg  in Sachsen-Anhalt erneut versagt. Hier, wo die AfD angesichts der Flüchtlingskrise ihren größten Triumph feiern kann, zeigt sich das Dilemma der FDP am deutlichsten: Sie hat ihren einst starken nationalliberalen Flügel schon vor Jahren selbst amputiert. Die heimatlosen Nationalliberalen, die oft in Wahlenthaltung geflüchtet sind, haben jetzt bei der AfD angedockt, während die bescheidenen Stimmengewinne der FDP zu Lasten der CDU gegangen sein dürften, bei der Wähler taktisch gewählt haben, um ihr einen potentiellen Koalitionspartner zu erhalten. Lindner kann sich nicht darauf verlassen, daß dies bei der Bundestagswahl so bleibt. Wenn es der AfD gelingt, das nationalliberale Potential dauerhaft an sich zu binden, wird dies zu Lasten von Union und FDP gehen.






Detlef Kühn war von 1972 bis 1991 Präsident des Gesamtdeutschen Instituts und zuvor lange Jahre Mitarbeiter der FDP-Bundestagsfraktion in Bonn.