© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 11/16 / 11. März 2016

Blick in die Medien
Zutritt nur für für Konformisten
Tobias Dahlbrügge

Die Redaktion der „Münchner Runde“ fragte den Publizisten Henryk M. Broder per E-Mail, ob er in der Sendung am 1. März seine „Meinung zur Situation in Europa“ bei einer Live-Diskussion äußern wolle. Die BR-Debatte zur Flüchtlingskrise sollte im ARD-Hauptstadtstudio aufgezeichnet werden. 

Broder sagte zu. Gesprächspartner sollten Entwicklungshilfeminister Gerd Müller, der frühere griechische Außenminister Dimitris Droutsas sowie Claudia Roth sein. Broder freute sich schon darauf, Roth zu fragen, „warum sie neulich bei einer Demo mitgelaufen ist, auf der ‘Deutschland, du mieses Stück Scheiße!’ gerufen wurde. Ob so etwas mit ihrem Amt als Vizepräsidentin des Bundestages vereinbar wäre.“

Leider dürfe die Redaktion Henryk Broder und Claudia Roth „nicht gemeinsam einladen“. 

Ihre Antwort wäre für die Zuschauer erhellend gewesen. Doch daraus wurde nichts. Dann eine neue E-Mail: Er solle eine Woche später in eine andere Sendung kommen. Broder hakte nach, ob seine Ausladung mit der Obergrünen zu tun hätte. Die Redakteurin bestätigte: „Der Grund ist Frau Roth.“ Leider dürfe sie Broder und Roth „nicht gemeinsam einladen“.

Rückfrage Broders: „Warum werde ich dann ausgeladen und nicht Claudia Roth?“ Die Frage ist berechtigt. Warum beugt sich der Sender dieser Anmaßung? Der Fall reiht sich ein in die Weigerungen von Grünen- und SPD-Politikern wie Winfried Kretschmann und Malu Dreyer, sich mit AfD-Vertretern in Talkshows zu setzen. Der SWR knickte schließlich nach Protesten ein. Zuvor hatte Günther Jauch schon einmal Bernd Lucke auf Druck von Wolfgang Schäuble ausgeladen.

Was ist das für eine Debattenkultur? Das politische Establishment bestimmt, wer vor die Kameras darf, und die staatlichen Sender, die der Neutralität verpflichtet sind, kuschen und laden unerwünschte Meinungsträger auf Wunsch der Mächtigen wieder aus. Bevor die Linken die Medienhoheit besaßen, traten sie mit der Forderung nach „herrschaftsfreiem Diskurs“ an. Aber das ist lange her.