© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 11/16 / 11. März 2016

CD-Kritik: Placidus von Camerloher
Hofmusik
Jens Knorr

Sein Berufsleben hat der aus dem oberbayerischen Murnau stammende Priester und Komponist Placidus von Camerloher (1718–1782) in gesicherter Position verbringen können: als Direktor der Hofmusik in der Freisinger Residenz. Für Gottesdienste waren geistliche Werke zu komponieren, für weltliche Termine seines Fürstbischofs weltliche. Weniger experimentierfreudig als Kollege Joseph Haydn, 520 Kilometer weiter südlich auf Schloß Esterházy am Werk, konnte Hofkapellmeister Camerloher doch mit einigen Eigenheiten und Neuerungen aufwarten, die seine Kompositionen halbwegs in Richtung Mannheimer Schule und Wiener Klassik brachten.

Die bringt die Neue Freisinger Hofmusik, 1999 von der Gambistin und Cellistin Sabina Lehrmann gegründet, mit Verve zutage. Drei Sinfonien, zwei Kammermusiken und zwei Stücke für Gallichone, eine süddeutsche Laute, geben hinreichend Auskunft über die musikalische Hochkultur in den Grenzen deutscher Kleinstaaterei, wo Komponisten vom Schlage Camerlohers den ihnen zugewiesenen Platz zur vollsten Zufriedenheit ihrer Dienstherren ausfüllen durften.

Konnte die Freisinger Hofkapelle im Jahre 1757 noch 20 Sänger vorweisen, so scheint dem Nachfolger für die beiden ausgewählten geistlichen Arien nur ein Bariton von lokaler Bedeutung verfügbar gewesen zu sein.

Placidus von Camerloher Kammermusik, Sinfonien, Arien Thorofon 2015  www.bella-musica-edition.de