© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 11/16 / 11. März 2016

Grüße aus Brüssel
Die besten Fritten
Carl Gustaf Ströhm

Ich lebe mittlerweile schon seit über einem Jahr in Belgien und habe so manche Gaumenfreude erleben dürfen. Meine französischen Freunde meinen sogar, daß die belgische Küche weitaus besser sei als die französische. Natürlich sagen sie das nur unter der Hand und mit gar vorsichtiger Zunge.

Tatsächlich ist die belgische Küche sehr vielseitig. Es gibt wallonische Spezialitäten wie die kalorienreiche „dame blanche“, ein Dessert der Sonderklasse. Dann gibt es die flämische Küche, die sehr bierlastig ist, wie zum Beispiel ein schmackhaftes Biergulasch, aus flämischem Starkbier herausgekocht. Selbst der deutsche Teil in Eupen hat seine berühmte Eupener Bierwurst. Doch die simpelste und wahrscheinlich auch die beste Erfindung der belgischen Küche sind die Fritten. Mehr als noch die Pralinen sind sie der Exportschlager aus Belgien. Oder können Sie sich ihre Currywurst ohne Fritten mit Mayo vorstellen? 

Die Belgier wollen in  ihrer Gemütlichkeit auch beim Essen nicht gestört werden.

Angeblich soll die Zubereitung von Pommes frites auf dem Gebiet des heutigen Belgiens schon 1680 praktiziert worden sein. Damals hatten die Einwohner von Namur, Huy und Dinant die Gewohnheit, in der Maas zu fischen, diesen Fang zu frittieren, um ihren Speisezettel zu erweitern. Wenn die Gewässer zugefroren waren, schnitten die Einwohner Kartoffeln in Fischform und frittieren diese.

Heute essen Flamen wie Wallonen zu fast allem Fritten. Selbst die berühmten Muscheln können nicht ohne die frittierte Kartoffelbeilage auskommen. Auch wo man die Fritten zu sich nimmt, kann für einen Belgier zur Entscheidungsfrage werden. Daher gilt: Was dem Wiener sein Würstlstand, ist dem Belgier seine Frittenbude. Man geht nicht irgendwo oder überall Fritten essen. Nein, für den Belgier, der in seiner Gemütlichkeit auch beim Essen nicht gestört werden will, muß auch das Umfeld passen. Kein Platz in Brüssel ist so gut zum Frittenessen wie der Place Jourdan. Hier gibt es die besten Fritten in ganz Brüssel – so sagt der Volksmund zumindest. Da ich selbst nur einige Gehminuten entfernt wohne, gehe ich meist in das „Maison Antoine“, bestelle mir meine Pommes mit Samuraisauce und setze mich in eines der Cafés und bestelle mir mein Karmeliterbier. Für mich ist das die höchste Form des „Belgierdaseins“.

Mutti Merkel hat von der Frittenbude auch gehört und ist mitsamt Gefolge hin, um dort Fritten zu essen. Über ihren politischen Geschmack mag man streiten, aber was die Fritten betrifft, hat sie einen guten.