Die Europäer haben ein schlechtes Gewissen. Sie wissen, daß es ihre Lebensweise ist, die unseren Planeten aus dem Gleichgewicht bringt. Was immer sie auch konsumieren, ist durch die Ausbeutung von Menschen in anderen Weltteilen und den Raubbau an der Natur teuer erkauft. Das endlose Sündenregister ist nun durch Maria Krautzberger um eine weitere Verfehlung bereichert worden. Viele Elektrogeräte, so prangert die Präsidentin des Umweltbundesamtes an, haben eine zu kurze Lebensdauer. Dies sei ökologisch nicht akzeptabel.

Wer trägt die Schuld an diesem Mißstand? In der Vergangenheit wäre die Antwort einfach gewesen: Die Unternehmen produzieren in Billiglohnländern Schrott, den sie zu Ramschpreisen auf den Markt werfen. Der Konsument greift gedankenlos zu, um schon nach kurzer Zeit festzustellen, daß das Gerät nicht mehr funktioniert und eine Reparatur ausgeschlossen ist.

Bald werden wir mit der Zahnbürste Online-Banking machen und mit dem Staubsauger Blutdruck messen.

Heute, da wir gelernt haben, daß die Unternehmen eigentlich nichts lieber täten, als nachhaltig zu produzieren, können wir erkennen, daß niemand anders als der Verbraucher die Verantwortung für die wachsenden Berge an Elektroschrott trägt. Anstatt aus dem Manufactum-Katalog die guten alten Dinge zu bestellen und zu nutzen, bis sie endgültig ihren Geist aufgeben, möchte er immerzu mit dem Allerneuesten vom Neuen protzen. Er schämt sich, wenn sein Handy nicht mehr angesagt ist. Schweißgebadet versteckt er seinen Laptop, damit niemand merkt, wie veraltet er ist.

Mit dieser Eitelkeit will Krautzberger im Interesse einer besseren Welt aufräumen. Dabei blendet sie jedoch aus, daß unsere Wirtschaft auch hier mit unsichtbarer Hand zu vernünftigen Ergebnissen führt. Wir stehen vor einer technologischen Revolution. Das Internet der Dinge nimmt Gestalt an. Schon bald werden wir mit unserem Fön die Kaffeemaschine regeln, mit der elektrischen Zahnbürste Online-Banking betreiben und mit dem Staubsauger unseren Blutdruck messen. Diese neuen Chancen für ein besseres Leben werden wir verspielen, wenn wir nicht rechtzeitig das ganze Elektrozeug entsorgen, das heute in unseren Haushalten verstaubt.