© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 10/16 / 04. März 2016

Ein Verlag, zwei Gutachten
Axel Springer SE: Die geplante Nachfolgeregelung von Friede Springer stößt auf Widerstand
Christian Schreiber

Mit 73 Jahren ist Friede Springer eine durchaus rüstige Dame. Die Verlagserbin plant dennoch ihre Nachfolge. Und das birgt ordentlich Brisanz. Wie die Frankfurter Allgemeine Zeitung berichtet, plant Springer, ihre Anteile in Höhe von knapp 50 Prozent in eine Stiftung zu überführen, stößt dabei aber auf massiven Widerstand aus Vorstand und Aufsichtsrat. „Die Transaktion soll dem Vorbild der Krupp-Stiftung in Essen folgen und die Führung des Konzerns im Sinne des Unternehmensgründers sichern“, schreibt die FAZ. 

Als Vertrauensperson hat Springer offenbar die Rechtsanwältin und Notarin Karin Arnold aus Berlin auserkoren. Sie gilt als langjährige Freundin und engste Beraterin der 73jährigen. Doch die Machtfülle, mit der Springer ihre Nachfolgerin ausstatten will, stößt auf wenig Gegenliebe. 

Sogar Verlagschef Mathias Döpfner, der seinen Vertrag als Vorstandsvorsitzender erst kürzlich um fünf Jahre verlängerte, äußerte sein Mißfallen. Er soll während einer Sitzung Vorbehalte geäußert haben, falls die künftige Stiftungsvorsitzende Einfluß auf die Besetzung der Vorstandsposten ausübe. 

Friede Springer hatte in der Vergangenheit nie einen Hehl daraus gemacht, daß sie bei Schlüsselpositionen im Konzern – seien es Vorstandsposten oder etwa die Chefredaktion beim Flaggschiff Bild – gerne mitentschieden hat. Sie hält  derzeit eine Beteiligung in der Axel Springer Gesellschaft für Publizistik GmbH & Co. KG, die mit 47,3 Prozent am börsennotierten Springer-Konzern beteiligt ist. Diese Gesellschaft gehört ihr zu 90 Prozent. Zum anderen hält sie direkt Anteile am Konzern in Höhe von 5,1 Prozent. Das heißt im Endeffekt: Ohne Friede läuft bei Springer nichts. Wie die FAZ herausgefunden haben will, sollen aus dem Konzern heraus zwei Gutachten zur juristischen Prüfung des Vorhabens in Auftrag gegeben worden sein. Mit dem einen möchte Friede Springer die Durchführbarkeit ihres Plans belegen. Ihre Kritiker hoffen, auf juristischem Weg das Gegenteil erreichen zu können.