© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 10/16 / 04. März 2016

Aufgeschnappt
Ein Graf für 14 Cent
Matthias Bäkermann

Titel sind in Österreich wichtig,  Magister oder Ökonomierat dürfen bei Anrede oder auf der Visitenkarte nicht fehlen. Nur der Adel muß seit 1919 darauf verzichten. Verstößt die Freifrau oder der Graf dagegen, droht eine Strafe: drastische 20.000 Kronen. Da das Adelsaufhebungsgesetz bis heute aber nie novelliert und das Strafmaß über alle Währungsreformen nicht angepaßt wurde, zöge der verbotenerweise verwendete Adelstitel heute eine Verwaltungsstrafe von 14 Cent nach sich. 

Für Daniela Musiol, verfassungspolitische Sprecherin der Grünen im Nationalrat, ist das eine ungerechte „Chuzpe“ – wie der Kurier vergangenen Sonntag schreibt. Deshalb brachte die 45jährige Magistra jur. einen Entschließungsantrag ein, mit dem sich derweil der Verfassungsausschuß des hohen Hauses in Wien befassen muß. Da sowohl SPÖ als auch ÖVP Musiols Vorstoß unterstützen, bahnt sich eine Zweidrittelmehrheit an, nach der die Geldbuße künftig an Strafsätze fürs Falschparken angepaßt wird. Dann müßten Fürst, Herzog oder Prinzessin bald 30 Euro für die Verwendung ihres Titels berappen. (Erzherzog) Ulrich Habsburg, Grünen-Politiker aus Kärnten, schüttelt über diesen Formalismus seiner Parteifreundin jedoch nur den Kopf: „Hat die Politik nicht Wichtigeres zu tun?