© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 09/16 / 26. Februar 2016

Umwelt
Psycho- Obsoleszenz
Tobias Schmidt

Werden Elektrogeräte heute gezielt mit einer Sollbruchstelle hergestellt, so daß diese pünktlich nach Ablauf der Garantiezeit kaputtgehen? Eine diesen Monat veröffentlichte Studie des Umweltbundesamtes (UBA) bricht eine Lanze für die unter Generalverdacht stehenden Produzenten: „Den Sachverhalt der geplanten Obsoleszenz im Sinne von bewußtem Einbau von Schwachstellen haben die Analysen in der Studie nicht bestätigt.“

Diese Erkenntnis ist allerdings nur das Nebenprodukt der eigentlichen Aufgabenstellung. Die Forscher des Instituts für Landtechnik (Uni Bonn) und des Instituts für Angewandte Ökologie (Freiburg) hatten sich generell mit dem Problem auseinandergesetzt, wie sich die Nutzungsdauer von Elektrogeräten auf die Umwelt auswirkt.

Die Lebensdauer von Elektrogeräten wird an die Nutzungsdauer angepaßt.

Wenig erstaunlich: Es ist der Verbraucher, der im Streben nach immer besserer Technik zu immer günstigeren Preisen noch funktionierende Geräte entsorgt. So sei bei mehr als 50 Prozent der entsorgten Handmixer nicht ersichtlich, warum diese weggeworfen würden, da sie voll funktionstüchtig seien. Im Bereich der Unterhaltungselektronik würden 60 Prozent der Flachbildfernseher trotz gänzlicher Mängelfreiheit ausgewechselt, weil der Verbraucher ein besseres Gerät anschaffen möchte. Insgesamt lasse sich beobachten, daß die Käufer ihre Elektrogeräte immer kürzer nutzten, obwohl eine längere Nutzung möglich wäre.

Das UBA spricht von „psychologischer Obsoleszenz“. Hier finde eine Interaktion zwischen Kunde und Hersteller statt: Die Lebensdauer von Elektrogeräten, die sehr wohl in der Produktentwicklung planbar sei, werde an die Nutzungsdauer angepaßt. Es wäre schlichter Unsinn, Rohstoffe für eine Langlebigkeit zu verbauen, die von der Masse der Konsumenten nicht gewünscht ist. Der 13 Jahre alte Röhrenfernseher, die 20 Jahre alte Waschmaschine – Ideale einer vergangenen Zeit.