© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 09/16 / 26. Februar 2016

Aufgeschnappt
Schutzraumverbannung
Matthias Bäkermann

Köln gilt als deutsche Homo-Hauptstadt. Neben vielerlei Szene-Einrichtungen darf in solch’ Dorado natürlich ein Treffpunkt für „LGBT-Migranten“ nicht fehlen. Der mit öffentlichen Mitteln protegierte „Rubicon e.V.“, Förderverein des Sozialwerks für Lesben und Schwule in NRW, betreibt deshalb seit 2005 das Baraka – a place for international gays, lesbians and friends. Doch seit kurzem sind die „sehr geehrten deutschen Freundinnen und Freunde“ nicht mehr dort gelitten, wie vergangene Woche ein Aushang kundtat. Wegen „angestiegener Besucher_innen-Zahlen bitten wir euch (...), uns nicht mehr zu besuchen“, lautet die unmißverständliche Ausladung an der Eingangstür. Schließlich böte das Baraka jetzt „Schutzraum für Migranten“, um dort in „privater Atmosphäre“ über ihre Diskriminierungserfahrungen zu plaudern.

„Ich bin immer noch schockiert, wie ich hier als Deutscher ausgeladen werde“, klagte ein langjähriger Besucher des interkulturellen Schwulentreffs. Das Homo-Netzportal queer titelte darauf Anfang der Woche sogar ganz reißerisch: „Migrantentreff schmeißt Deutsche raus“. So gänzlich ohne Migrationshintergrund bleibt den Verbannten nun nichts weiter übrig, als woanders ihre – vielleicht ganz neuen – Diskriminierungserfahrungen auszutauschen.