© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 08/16 / 19. Februar 2016

UMWELT
Laue Lüftchen
Tobias Schmidt

Gegen Windräder gibt es einige Einwände. Jede Windenergieanlage (WEA) versiegelt durch ihr Fundament 3.000 Quadratmeter Fläche. Wollte die Bundesregierung nicht etwas gegen Flächenversieglung unternehmen? Die Landschaft, ist zu hören, wird durch WEA verschandelt. Der drehende Windradschatten nervt und kann krank machen. Nicht zuletzt töten Windräder unsere Zugvögel, die in Südeuropa dringend auf dem Speiseplan feiner Restaurants erwartet werden. Wir Deutschen verbrauchen jährlich mehr als 430 Milliarden Watt Energie. Wäre ganz Deutschland mit WEA zugepflastert, läge das Potential für Windstrom laut dem Physiker Axel Kleidon bei 225 Milliarden Watt. Mist! Platz für Solarzellenfelder wäre nicht mehr da, und wenn dann der Wind ausbleibt ...

Mit „nur“ einer Million Windrädern im Golf von Mexiko den Hurrikan Katrina stoppen?

Neu auf der Kuriositätenagenda steht die Frage, ob Windräder Hurrikane abschwächen können. Am Computer von Mark Jacobson (Stanford University) schon. Mit „nur“ einer Million Windrädern im Golf von Mexiko in der Simulation wurde aus dem Hurrikan Katrina ein einfacher Sturm. Eine Million Windräder! Zum Vergleich: Auf deutschem Festland stehen derzeit 25.000 WEA; vor den Küsten sind etwas über 2.200 genehmigt, von denen rund 150 in Betrieb sind. 

Das Computerspielchen aus den USA ist unrealistisch, wirft jedoch die Frage auf, ob Windräder das Wetter beeinflussen. Die Gelehrten streiten darüber. Jacobson sieht keinerlei Einfluß von WEA auf das Wetter. Kleidon hingegen betont, es sei unmöglich, den gesamten Strombedarf der Menschheit mit Windkraft zu decken. Windräder in so ungeheuerlicher Zahl würden den Wind auf der Erde schwächen und damit ihre eigene Effektivität verringern. Es steht Expertenwort gegen Expertenwort. Wenn Windräder Gefühle hätten – sie müßten einem selbst als ärgster Feind leid tun.