© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 08/16 / 19. Februar 2016

Frisch gepresst

Ehrenmorde. Gesteinigt, ertränkt, erschlagen, mit dem Auto überrollt oder in den Selbstmord getrieben: Sogenannte „Ehrenmorde“, verübt an jungen Frauen, geschehen täglich. Vorsichtige Schätzungen gehen von weltweit mindestens 5.000, andere von sogar 100.000 einschlägigen Morden pro Jahr aus. Kurt Beutler taucht in seinem Buch „Ehrenmorde vor unserer Haustür“ in die Kultur moslemischer Großfamilien ein und entschlüsselt anhand realer Fälle ein aus westlicher Perspektive kaum nachvollziehbares Ehrgefühl. Ein hart arbeitender Familienvater droht, vom Balkon zu springen, wenn die Tochter nicht in die arrangierte Ehe einwilligt. Ein von Soldaten vergewaltigtes Mädchen wird von seiner Familie verstoßen, die sechzehnjährige Swera aus Zürich, die kürzlich zu ihrem Freund gezogen ist, wird von ihrem pakistanischen Vater mit der Axt erschlagen, um die Familie von dieser ungeheuren Schande reinzuwaschen. Der mit einer Ägypterin verheiratete Autor dämonisiert nicht, verzichtet aber auch auf eine allzu kontemplative Distanz zur kulturellen Logik der Ehrenmorde. Naive Toleranz gegenüber dieser Parallelkultur sei für junge Frauen aus moslemischen Familien potentiell tödlich. (mv)

Kurt Beutler: Ehrenmorde vor unserer Haustür, Brunnen Verlag, Gießen 2016, broschiert, 144 Seiten, 12,99 Euro




Islam in Europa. Der promovierte Theologe Richard Niedermeier geht in seinem neuen Buch der Frage nach, wo die Angst vor dem Islam historisch begründet liegt. Aufgegliedert in zwei Kapitel zeichnet der Autor die Geschichte der islamischen Eroberungszüge in Europa nach. Córdoba, Konstantinopel, Lepanto, Budapest oder Wien zählten zu den Angriffszielen der islamischen Armeen, nachdem sie zunächst andersgläubige Stämme in der arabischen Welt erobert hatten. Eine besondere Rolle mißt der Theologe der römischen Kirche und dem Papsttum bei. Die Bemühungen der Päpste um die Einheit der Kirche und die Verantwortung der Christen seien auch heute noch gültig. Niedermeier, der zuletzt eine dreibändige Geschichte der Kirche veröffentlichte, kommt zu dem Schluß, daß der schwierige Umgang der westlichen Gesellschaft mit dem fundamentalistischen Islam vor allem auf das säkulare Denken in Europa zurückzuführen sei. (ls)

Richard Niedermeier: Mohammed vor den Toren. Ein Kampf um Europa. Petra Kehl Verlag, Künzell 2015, broschiert, 264 Seiten, 13,90 Euro