© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 08/16 / 19. Februar 2016

Wieder scheitert eine Ökofirma, die hohe Renditen verprach
German Pellets am Ende
Markus Brandstetter

Am Schluß ging es dann sehr schnell: Zuerst hätte es eine Telefonkonferenz, dann eine Gläubigerversammlung geben sollen, aber dann kam doch gleich das Aus: Vergangene Woche ist der Wismarer Brennstoff-Hersteller German Pellets in die Insolvenz gegangen. Etwa 600 Mitarbeiter und 10.000 Gläubiger der Mittelstandsanleihen des Unternehmens sind davon betroffen. Für beide Gruppen sieht es nicht gut aus: Die Mitarbeiter werden wohl bald auf der Straße stehen, und die Gläubiger – durch die Bank normale Leute, viele Rentner, die meisten grün und umweltbewegt – werden wohl nie mehr einen Cent ihres Geldes sehen.

So geht das eben, wenn man sein Erspartes in Läden investiert, die ökologisch, grün und erneuerbar tun, es aber nicht sind. Die Insolvenz der Prokon Regenerative Energien GmbH, wo eine Dreiviertelmilliarde an Gläubigergeldern im Winde verwehte, läßt grüßen. Natürlich ist es verständlich, wenn normale Menschen in Zeiten, in denen Banken unterirdische Zinsen bezahlen, ihr Geld in Holzschnitzelpapiere stecken, die 7,25 Prozent versprechen. Aber wer das tut, darf nie vergessen, daß hohe Zinsen bei Genußrechten oder Unternehmensanleihen immer auch ein hohes Risiko signalisieren, ganz egal, was einem die Ratingagenturen erzählen. Ein Unternehmen, das für geliehenes Geld so viel bezahlt, muß diese Prozente zuerst einmal erwirtschaften – und zwar mit einem profitablen Geschäftsmodell.

Und mit dem sah es bei German Pellets von Anfang an schlecht aus. Zu Bröckchen gepreßte Holzspäne sind keine iPhones mit Traumrenditen, sondern schon zu den besten Zeiten Billigprodukte, mit denen man nur bei extrem hohen Absatzmengen Geld verdienen kann. Kommen dann noch durch Binnenverrechnungen im Konzern getürkte Umsätze, eine kaum profitable Produktion in Deutschland und Werke in den USA, die der Muttergesellschaft gar nicht gehören, hinzu, dann ist das Ende nicht mehr fern. Und so war es dann auch.