Ohne Aufklärung

Zu: „Mit Steinen füttern“ von Ulrich Kronenberg (JF 7/16)

Ihr Autor konzediert zwar selbst, der seit Jahrzehnten anhaltende Mitgliederschwund habe „tieferliegende theologische Gründe“. Diese begründet er mit der zunehmenden Liebe der Kirche „zum politisch linkslastigen Zeitgeist“. Auch ich denke, daß es „theologische Gründe“ sind, die zur Abkehr von der christlichen Theologie führen, allerdings scheinen mir die ganz anderer Natur. Hierauf geht Herr Kronenberg überhaupt nicht ein. 

Die Eindrücke, die die christliche Theologie ausübt – gravierend der Kern dieser Lehre: der „Sühnetod“ eines Menschen am Kreuz für Untaten anderer –, sind für ethisch feinsinnige Menschen doch niederschmetternd. In Augenblicken geistiger Klarsichtigkeit und tatsächlich ethischer Betrachtung  und Beurteilung spüren das mittlerweile viele Christen. Wie wenig Pfarrer Ulrich Kronenberg den Stand der Mitmenschen in ihrer Aufgeklärtheit wahrnimmt, belegt sein Standpunkt, dem zufolge „das Gebot der Stunde für die Kirche lautet, sich auf die Fundamente des Glaubens (...) zu besinnen“. Von wachen Zeitgenossen ist für diese Theologie wahrlich kein Zuspruch mehr zu erwarten.

Bodo Wallasch, Wolfenbüttel