© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 07/16 / 12. Februar 2016

Ohne Rückhalt in den Bildungsplänen: Idstedt-Gedächtnishalle vor dem Aus?
Eliminierung der Heimatgeschichte
(dg)

In Idstedt, einem Bauerndorf nahe Schleswig, fand am 25. Juli 1850 die verlustreichste Schlacht in der neueren Geschichte Nordeuropas statt. 37.000 Dänen prallten hier auf 26.000 für die Unabhängigkeit fechtende Schleswig-Holsteiner. 1.455 Kämpfer bezahlten das Treffen mit ihrem Leben, 5.000 wurden verwundet, und das siegreiche Dänemark konnte danach für weitere 14 Jahre die Geschicke zwischen Eider und Schlei bestimmen. Der daraus gewobene Stoff des „Idstedt-Mythos“ war bis in die 1960er fester Bestandteil der deutschen Identität der Grenzprovinz. Erst das neue, 1976 installierte Ausstellungskonzept in der „Idstedt-Gedächtnishalle“ deutete die Schlacht zeitgemäß um. Fortan sollte sie an die Sinnlosigkeit militärischer Lösungen im Zeitalter „nationalistischer Politik“ erinnern. Trotz aller geschichtspolitischer Verrenkungen steht die Halle derzeit mangels Besuchern – 2014 und 2015 kamen jeweils kaum 800 – vor dem Aus. Dieses Siechtum resultiert für die Idstedt-Stiftung nicht aus dem Konzept und der didaktisch vorzüglichen Präsentation, sondern aus der Geschichtspolitik aller Kieler Bildungsminister seit 1988. Denn Heimat- und Landesgeschichte, und damit auch der Symbolort Idstedt, seien kontinuierlich aus den schulischen Lehrplänen eliminiert worden, so daß im Museum die jugendlichen Interessenten ausblieben (Schleswiger Nachrichten, 29. Januar 2016). 


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