© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 07/16 / 12. Februar 2016

Die späten Folgen von Streß
Schwedische Studie: Wer schon in jungen Jahren gestreßt ist, könnte im Alter leichter an Bluthochdruck erkranken
Elena Hickman

Tief durchatmen, alle Sorgen vergessen und entspannen. Das klingt verlockend und bekommt jetzt sogar einen ganz neuen Anreiz. Denn die schwedischen Forscher Jan Sundquist, Marilyn A Winkleby und Kristina Sundquist haben herausgefunden: Wer sich in jungen Jahren eher stressen läßt, könnte später leichter Bluthochdruck bekommen.

Zwischen 20 und 30 Millionen Deutsche leiden der Deutschen Hochdruckliga zufolge an Bluthochdruck. Auf Dauer können daraus schwere Folgen entstehen, wie etwa Herzkrankheiten, Schlaganfälle und Schäden an Nieren und Augen. Dabei gibt es keine Grunderkrankung, die den hohen Blutdruckwerten zugrunde liegt. Allerdings gibt es einige Risikofaktoren, wie ungenügende Bewegung, Übergewicht, Diabetes (Typ 2) sowie Alkoholkonsum und Rauchen. Ein weiterer bekannter Risikofaktor ist Streß. Diesen Faktor haben die schwedischen Wissenschaftler in einer Studie näher untersucht und ihre Ergebnisse nun im britischen Fachmagazin Heart veröffentlicht. 

Für ihre Untersuchung werteten die Forscher die Daten von 1,5 Millionen Schweden aus den Jahren 1969 bis 1997 aus. Im Rahmen ihrer Musterung für den Militärdienst waren die 18jährigen von Psychologen auf ihre Fähigkeit geprüft worden, mit einer Waffe umgehen zu können. Basierend auf diesen Interviews konnten die Wissenschaftler feststellen: Die 20 Prozent, die am wenigsten mit Verantwortung umgehen konnten, erkrankten in späteren Jahren deutlich häufiger an Bluthochdruck.

Die schwedischen Forscher betonten, es lasse sich durch die Studie kein direkter Zusammenhang von Ursache und Wirkung nachweisen. Allerdings würden ihre Daten deutlich darauf hinweisen, daß eine stark ausgebildete Fähigkeit, mit Streß umzugehen, den Blutdruck auf längere Sicht niedriger halten könnte. Sollten sich ihre Ergebnisse bestätigen, so das Fazit der Wissenschaftler, „kann dieses Wissen dabei helfen, wirksamer vorzubeugen, indem im Laufe des Lebens auf psychosoziale Risikofaktoren und Streßmanagement geachtet wird“.