© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 07/16 / 12. Februar 2016

Grüße aus Rom
Römischer Sumpf
Paola Bernardi

Es passiert vielleicht ein oder zweimal im Jahr, daß Rom im Nebel versinkt. Jetzt war es wieder geschehen, der Petersdom verschwand hinter einer dicken Watteschicht.  Nur schwach waren die Umrisse des Kolosseums zu sehen, und auf dem Hügel Gianicolo erhoben sich nur schemenhaft die Umrisse vom Garibaldi-Denkmal. Für eine Stadt wie Rom, wo es immer blauen Himmel gibt, in der Stadt, in der die Bäume auch im  Winter ihr immerwährendes Grün tragen, gilt der Nebel als unheilvolles Zeichen, der nichts Gutes bringen kann. Und die Mißstände häufen sich. 

So wehklagt ganz Italien und nimmt Anteil mit den Eltern des in Ägypten ermordeten Studenten Giulio Regeni, der aus Fiumicello stammt. Seitenlange Berichte erscheinen in allen Zeitungen. Der hochbegabte und sicher idealistische junge Mann war für seine Doktorarbeit nach Kairo ausgerechnet zum Jahrestag der Revolution gereist. Auf dem Wege zum Tahrir-Platz, wo er sich mit Aktivisten treffen wollte, verschwand er. 

Freunde von Politikern erhielten Wohnungen in schönster Lage zu Schnäppchenpreisen.

Der Tod dieses jungen Mannes kommt in einem ungünstigen Augenblick; denn gerade steht Italien in der ersten Reihe der Partner und Verbündeten des ägyptischen Präsidenten as-Sisi. Es geht um Öl und Erdgas, aber auch um das militärische Bündnis in Libyen gegen die Islamisten. Hinweise darauf, daß die ägyptischen Sicherheitsdienste den jungen Italiener gefoltert und getötet haben, kommen entsprechend ungelegen. Doch noch stochert die „Farnesina (das Außenministerium) im Nebel.

Für Klarheit indessen sorgte der Bericht des neuen Sonderkommissars Francesco Paolo Tronca, der nach dem erzwungenen Rücktritt von Bürgermeister Ignazio Marino in Rom die Amtsgeschäfte übernahm. Er deckte jetzt einen gewaltigen Mietskandal auf: Wohnungen in der schönsten Lage im Zentrum, die im Besitz der Stadt sind, wurden an Angehörige und Freunde von Politikern und Funktionären zu Schnäppchenpreisen vermietet. Zum Beispiel: ein Appartement an der Piazza Navona für 24 Euro pro Monat.

Auch das überstürzt ausgerufene Heilige Jahr von Papst Franziskus, das so viele Hoffnungen weckte, bleibt bisher weit hinter den Erwartungen zurück. Die Hotels und die großen Restaurants sind leer. Die grassierende Angst vor dem Terror kann auch der Papst nicht bannen. Und selbst der große Volksheilige Pater Pio, dessen Leichnam man auf die Reise nach Rom im gläsernen Sarg schickte, hat bisher wenig geholfen.