© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 06/16 / 05. Februar 2016

Frisch gepresst

US-Doktrin. Paul Craig Roberts, Finanzminister in der Regierung Reagan und ehemals Mitherausgeber und Kolumnist des Wall Street Journal, bestätigt in seinem Buch „Amerikas Krieg gegen die Welt“ einmal mehr seinen Ruf als scharfer Kritiker der US-Politik und als Apologet Putins. Seine zentrale Botschaft lautet diesmal, daß die USA seit der Regierung Clinton die alleinige Weltherrschaft anstrebten. Angetrieben von neokonservativer Ideologie wie der „Wolfowitz-Doktrin“, nach der das Wiedererstarken eines neuen Rivalen auf dem Gebiet der ehemaligen Sowjetunion zu verhindern sei, erklärten die USA jeden Staat mit unabhängiger Außenpolitik zur feindlichen Macht. Weil sie damit sogar einen Dritten Weltkrieg riskierten, müßten die Europäer die Nato abschaffen, wenn sie überleben wollten. Wie das gehen soll, wird allerdings nicht ganz klar, ortet Roberts doch auch in Europa nichts anderes als gemeingefährliche Umnachtung: „Warnung an die Welt: Washington und seine Vasallen in Nato und EU sind wahnsinnig.“ Es hätte dem Buch gutgetan, wenn sich Roberts an den Grundsatz „Stark in der Sache, mild in der Methode“ gehalten und seine antiamerikanische Polemik etwas gezügelt hätte. So ist lediglich ein holzschnittartiges Pamphlet für Freunde am Klamauk entstanden. (mw)

Paul Craig Roberts: Amerikas Krieg gegen die Welt ... und gegen seine eigenen Ideale. Kopp Verlag,  Rottenburg 2015, gebunden, 256 Seiten, 19,95 Euro





Standgerichte. Daß der im Linksrheinischen vorrückenden US-Armee am 7. März 1945 die Brücke von Remagen unversehrt in die Hand fiel, konnte man sich im Führerhauptquartier nur als Folge von Sabotage erklären. Das eigens zu deren Ahndung gebildete „Fliegende Standgericht West“ verurteilte fünf der dafür verantwortlichen Offiziere zum Tode und vollstreckte bei vier von ihnen das Urteil sofort. Anschließend, in neuer Zusammensetzung und umbenannt als „Standgericht des Führers“, versuchten sich die soldatischen Richter noch bis Ende April 1945 als Stütze der wankenden Fronten. Heinz-Werner Sondermann widmet diesem kaum beachteten Kapitel aus den Untergangswochen des Deutschen Reiches eine überaus gründlich recherchierte Dokumentation, die auch als Beitrag zur Mentalitätsgeschichte des höheren Offizierskorps der Wehrmacht gelesen werden sollte. (ob)

Heinz-Werner Sondermann: Standgerichte im Zweiten Weltkrieg. Geschehnisse vor und nach dem Fall der Brücke von Remagen 1945. Helios Verlag, Aachen 2015, gebunden, 249 Seiten, 24,90 Euro