© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 05/16 / 29. Januar 2016

Streiterin für das Lebensrecht Nachruf:
Johanna Gräfin von Westphalen
Thorsten Thaler

Lebensschutz als Lebensthema: Johanna Gräfin von Westphalens Engagement gegen Abtreibungen wurde ihr schon in die Wiege gelegt. Die katholische Lebensrechtlerin entstammte der westfälischen Grafenfamilie Galen. Ihr Großonkel war Clemens August Kardinal Graf von Galen, von 1933 bis 1946 Bischof von Münster, der im Dritten Reich öffentlich gegen die Tötung sogenannten „lebensunwerten Lebens“ auftrat. Gräfin von Westphalen gründete 1985 die Vereinigung „Christdemokraten für das Leben“ (CDL). Die sechsfache Mutter führte die Lebensschutz-Initiative innerhalb von CDU/CSU bis 2002; danach übernahm sie den Ehrenvorsitz. Am Donnerstag voriger Woche nun ist Johanna Gräfin von Westphalen im Alter von 79 Jahren in Garmisch gestorben.

In einem Nachruf der CDL heißt es, Gräfin von Westphalen habe über viele Jahrzehnte für das uneingeschränkte Recht auf Leben gestritten und gekämpft. Sie habe Abtreibung immer als Verletzung der Menschenwürde bezeichnet und schon vor Jahrzehnten vor den weitreichenden Folgen für Familie und Gesellschaft gewarnt. Bis zuletzt habe sie sich „an vorderster Stelle“ für das Lebensrecht Ungeborener eingesetzt. Dafür habe sie neben „hohem Respekt und Anerkennung auch viel Kritik und vehemente Ablehnung in Politik, Kirche und Gesellschaft ertragen“.

In einem Interview mit der JUNGEN FREIHEIT nannte sie 2007 Abtreibung ein Thema, das „weitgehend verdrängt“ werde. Trotzdem zeigte sie sich optimistisch: Angesichts des „bevorstehenden demographischen Kollaps“ werde man „dieses Schweigen nicht mehr lange durchhalten können“.

Sie initiierte die Kampagne „Tim lebt!“ 

Gräfin von Westphalen war auch Mitgründerin und Vorsitzende der Stiftung „Ja zum Leben“, die Schwangeren in Not hilft. Mit ihrer Stiftung initiierte sie 1998 die Kampagne „Tim lebt!“ für einen am Down-Syndrom leidenden Jungen, der seine eigene Spätabtreibung überlebte (www.tim-lebt.de). Mit dem von der Stiftung vergebenen Preis wurden Lebensrechtler in der evangelikalen Bewegung ausgezeichnet. Die Gräfin, die achtzehn Jahre dem CDU-Landesvorstand in Nordrhein-Westfalen angehörte, engagierte sich darüber hinaus unter anderem in der Schulpolitik, der katholischen Elternschaft Deutschlands, in der kirchlichen Sozialarbeit und im Kuratorium des Forums Deutscher Katholiken.