© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 03/16 / 15. Januar 2016

Markus Hollemann. Der gläubige Christ gilt im Münchner Rathaus als untragbar
Zu christlich für die CSU
Johannes Welsch

Markus Hollemann sieht die Meinungfreiheit in Deutschland „grundsätzlich und konkret bedroht“. Dagegen will der Kommunalpolitiker juristisch etwas unternehmen – indem er nun ausgerechnet gegen die Süddeutsche Zeitung vorgeht.

Dabei war diese vor Jahresfrist noch voll des Lobes über den studierten Betriebswirt: Denn  die Suche nach einem neuen Umwelt- und Gesundheitsreferenten für die Stadt München Anfang 2015 sollte nicht durch das Parteibuch, sondern durch Kompetenz entschieden werden. Und tatsächlich schlug die CSU-Fraktion im Rathaus schließlich keinen der ihren vor, sondern Markus Hollemann, 1972 in München geboren, Mitglied der Ökologisch-Demokratischen Partei (ÖDP) und einer SPD-Kreistagsfraktion.

Für die Nominierung des noch als Bürgermeister der südbadischen Gemeinde Denzlingen bei Freiburg Amtierenden feierte sich die Münchner CSU – und bekam kräftigen Applaus auch von der Süddeutschen Zeitung. 

Rasch jedoch wich das Jauchzen der Münchner im Himmel einem zornerfüllten „Fix Luja!“ als bekannt wurde, daß Hollemann nicht nur ein unverbrauchter und unkonventioneller Politiker ist, der gerne auch mit dem Elektro-Auto zur Arbeit fährt, sondern auch ein gläubiger Christ – und sich seine Politik nicht zuletzt aus den Überzeugungen seines Glaubens speist. Daß der neue Referent nach eigenen Angaben auf eine „Versöhnung von Ökonomie und Ökologie“ hinarbeitet, gereichte ihm natürlich keineswegs zum Nachteil. Daß sein christliches Weltbild aber die thematische Grenze der ökologischen Nachhaltigkeit überschreitet und sich auch auf die Themen Lebensschutz und Schutz verfolgter Christen weltweit erstreckt, war zuviel. Prompt brandmarkte die Süddeutsche Hollemann als Sympathisanten „rechter Schreihälse“, unterstellte ihm gar selbst rechtsextreme Tendenzen.

Und die CSU? Die beeilte sich, sich augenblicklich von ihrem parteifremden Traumkandidaten zu distanzieren – während der politische Gegner höhnisch jubilierte. Hollemanns passive Mitgliedschaft im Verein „Lebensrecht für Alle“ (ALfA), der von dem Publizisten Martin Lohmann – ehemals Vizechefredakteur des Rheinischen Merkur und Chefredakteur der Rhein-Zeitung – geführt wird und sich für den Schutz ungeborenen Lebens einsetzt, sowie seine Sympathien für das christliche Hilfswerk Christian Solidarity International, das sich für verfolgte Christen engagiert, machten den Kandidaten auch in den Augen der Münchner Christsozialen untragbar.

Schließlich zog Hollemann seine Kandidatur zurück. Am Ende hatte die Münchner CSU ihre Forderung nach unparteiischer und kompetenzorientierter Postenvergabe um einen weiteren, entscheidenden Punkt ergänzt: Nicht zu christlich darf er sein, der Wunschkandidat.