© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 02/16 / 08. Januar 2016

Marktlogik regiert die Olympischen Spiele: Die Stadtpolitik in Rio de Janeiro
Die negativen Folgen werden überwiegen
(ob)

Die 2016 am Zuckerhut stattfindenden Olympischen Spiele möchten Rio de Janeiros Stadtväter wieder nutzen, um mit dem „größten Spektakel des Zeitalters“ Stadtentwicklungspolitik zu treiben. Ähnliches hatte man schon 2014 mit der Fußball-WM geplant. Weitgehend erfolglos, wie der Wirtschaftsgeograph Stephan Lanz (Universität Frankfurt/Oder) rückblickend bilanziert (Geographische Rundschau, 12/2015). Damals habe die am globalen Standortwettbewerb ausgerichtete Stadtpolitik die Prioritäten der Entwicklung kurzfristigen Markt- und Projektlogiken unterworfen, die durch eine exklusive Partnerschaft zwischen Staatsapparat und dem Immobilienkapital diktiert waren. Dies sei einhergegangen mit massiven Verletzungen sozialer Rechte, mit Vertreibungen von Bewohnern und „irregulären Ökonomien“. Insoweit werde eine alte Forschungshypothese bestätigt, wonach Groß-ereignisse negative Entwicklungstendenzen von Städten nicht „umdrehen“, sondern nur verstärken. Mit einer Wiederholung des Szenarios für Olympia 2016 ist daher zu rechnen, zumal die großen Demonstrationen zur „Wiedergewinnung des öffentlichen Raumes“ im Jahr 2013 die soziale nicht dauerhaft gegen die unternehmerische Stadtpolitik durchsetzen konnten, was nach dem tränenreichen Schlußpfiff für die Seleção erst richtig offenkundig wurde. 


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