© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 02/16 / 08. Januar 2016

Aufgeschnappt
Gender-Heilige
Matthias Bäkermann

Die Heiligen Drei Könige werden in Spanien besonders geehrt. Anders als die Sternsinger bei uns begleiten Caspar, Melchior und Balthasar laute und bunte Umzüge durch die Straßen. Dort verteilen die Weisen aus dem Morgenland keine Segenswünsche an Haustüren, sondern beschenken Kinder vom prächtig geschmückten Festwagen aus mit Süßigkeiten. Ihren langen Weg nach Bethlehem andeutend, starten diese Prozessionen oft schon am Vortag des 6. Januar. 

In Madrid hat dieses Fest aber 2016 Anlaß zu feurigen Diskussionen gegeben. Gendersensible Organisatoren in den östlichen Stadtvierteln San Blas-Canillejas und Puente de Vallecas „wollten sich eigentlich nur der modernen Zeit anpassen“, wie das deutsch-spanische Touristenblatt Strandgazette urteilt. Um die Geschlechtlichkeit historischer Rollenfiguren aufzubrechen, sollte erstmals auch eine Frau ihre zwei männlichen Heiligen begleiten. Immerhin trug die verkleidete Königin einen angeklebten Bart, um auf Kinder nicht allzu verwirrend zu wirken. Für die Regierungsrepräsentantin Concepción Dancausa Treviño ist das nur Makulatur. Hier verkomme „eine christliche Tradition zu einer Travestieshow“, und das auch noch steuerfinanziert, kritisierte die konservative Politikerin.