Es war nur eine Frage der Zeit, bis sich der jahrhundertealte schiitisch-sunnitische Konflikt der beiden islamischen Führungsmächte Iran und Saudi-Arabien entladen würde. Mit der Hinrichtung eines bekannten schiitischen Gelehrten, der Erstürmung der saudischen Botschaft in Teheran und dem Abbruch der diplomatischen Beziehungen ist das nun geschehen.
Zum direkten Krieg wird es zwar nicht kommen. Aber die Stellvertreter-Kämpfe in Syrien werden sich intensivieren. Riad setzt dabei auf Rebellen- und Terrorgruppen wie al-Nusra, Teheran auf die Hisbollah und auf die Russen. Wichtiger für Riad aber ist der Machtkampf im Jemen. Dort wird gnadenlos gebombt werden. Die unbeugsamen Bergstämme im Norden und in gefährlicher Nähe zu den heiligen Städten Mekka und Medina konnte man bislang entweder bestechen oder unterdrücken. Teheran lieferte den Schiiten Waffen und Geld. Im Jemen entscheidet sich das Schicksal des Königshauses Saud, in Syrien das der Ayatollahs und der schiitischen Expansion. Die Koalition gegen den zur Massenflucht treibenden Terrorstaat IS ist vorerst Sache der Europäer. Ein kleines gemeinsames Interesse der Konfliktparteien ist der Ölpreis. Riad und Teheran hätten gern etwas höhere Notierungen.
Aber das ist nebensächlich. Hauptsache ist der Machterhalt und der Führungsanspruch in der islamischen Welt.