© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 52/15 / 18. Dezember 2015

Umwelt
Billiges Palmöl
Heiko Urbanzyk

Weil für Palmöl der Regenwald in Indonesien gerodet wird und indigene Gemeinschaften von ihren Ländereien vertrieben werden, steht der Rohstoff zunehmend in der Kritik. Ihn zu vermeiden ist aber schwierig, wie die Welt kürzlich berichtete: „Wer lieber kein billiges Fett aus dem Fruchtfleisch von Palmen essen möchte, hat es hierzulande nicht so leicht.“ In einem Drittel aller Schoko- und Milchaufstriche werde Palmöl verwendet.

Letztlich ist es überall: in Margarine, Bratölen, Eis, Kosmetika, Schmierstoffen, Seife, Waschmittel. „Billig“ heißt in diesem Zusammenhang übrigens nicht billig, sondern günstig. In ihrem Buch „Aus kontrolliertem Raubbau“ (Blessing, August 2015) schildert Kathrin Hartmann, daß Palmöl schlicht das günstigste Pflanzenöl sei, seitdem die EU-Staaten dazu übergegangen seien, Rapspflanzen als Treibstoff zu verwenden. Überdies eigne es sich aufgrund seiner Eigenschaften besonders für die Verarbeitung in haltbaren Fertiggerichten. „Nach WWF-Angaben hat die Ölpalme mit durchschnittlich 3,69 Tonnen Öl pro Hektar (t/ha) den höchsten Ertrag unter den Ölpflanzen. Der Ertrag von Raps betrage 1,33 t/ha, von Sonnenblumen 0,86 t/ha und von Kokospalmen 0,77 t/ha“, berichtete die Welt.

Mit dem Anspruch bisheriger Bio-Siegel läßt sich Palmöl nicht in Mengen herstellen.

Aufgrund der ökologisch-sozialen Problematik des Palmöls nutzten mittlerweile 62 deutsche Unternehmen ausschließlich zertifiziertes Palmöl. Vor zwei Jahren seien es nur 29 Firmen gewesen. Hiergegen wendet Hartmann ein, diese Zertifizierung sei reines „Greenwashing“. Konzerne wie Nestlé, McDonalds und Unilever hätten mit dem Siegel des „Runden Tischs für nachhaltiges Palmöl“ kurzerhand ihr eigenes Zertifizierungssystem gegründet. Mit dem Anspruch bisheriger Bio- und Fairtrade-Siegel lasse sich Palmöl nämlich nicht in den ausreichenden Mengen herstellen. Schon gar nicht „billig“.