© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 51/15 / 11. Dezember 2015

Leserbriefe

Zum Schwerpunktthema: „‘Uns droht Krieg’“, JF 50/15

Amnesie in der Asylpolitik

Die Befürworter der Asylpolitik verweisen gern darauf, daß die ganze Menschheitsgeschichte auch eine der Migration ist. Sie vergessen dabei, daß ein so schnelles Zusammentreffen großer Migrantenströme aus unterschiedlichen Kulturkreisen in so kurzer Zeit noch nie unblutig verlaufen ist.

Detlef Moll, Waldbröl






Zu: „Reinen Wein einschenken“ von Markus Brandstetter, JF 50/15

Verrechnungs-Künstler

Trefflich benennt Ihr Autor das DIW als Verrechnungs-Künstler. Doch das verwundert nicht, wo doch auch unsere Experimental-Physikerin noch immer versucht, die Gesetze der Natur, Ökonomie und Psychologie politisch außer Kraft zu setzen mit der schlichten Parole „Wir schaffen das“. Dabei bleibt unklar: Wer ist „wir“, und was soll wann von wem und wie zu wessen Lasten alles „geschafft“ werden? 

In Medien und Politik wird das Thema sonst nicht in der erforderlichen Gesamtschau dargestellt, so daß der Eindruck entsteht, als sei alles realisierbar. In Talkshows gerieren sich Teilnehmer aus dem linken Milieu damit, daß das nötige Geld einfach „generiert“ werden müsse. Dabei sprechen die aktuellen Steuererhöhungen in Bundesländern und Kommunen bereits eine deutliche Sprache. So wurden in unserer Stadt die Hebesätze Grundsteuer B von etwas mehr als 200 Prozent (2013) jetzt auf über 500 Prozent erhöht und sollen, vor allem wegen steigender Soziallasten, demnächst auf fast 800 Prozent angehoben werden. Dabei war es doch linker politischer Wille, die Wohnkosten stabil zu halten. Wegen der Migrantenkosten ist inzwischen gar von tausend Prozent die Rede.

Lutz Vogt, Herzogenrath




Noch weitere Kostenposten 

Die Kehrseite der Asyl-Willkommenskultur sind nicht nur die finanziellen Kosten, sondern auch die steigende und gestiegene Kriminalität und die herbeigeführte Änderung der Gesellschaft insgesamt. Die geschätzten Einwanderungskosten von jährlich zwanzig bis dreißig Milliarden Euro werden dabei wohl nicht das Ende der Fahnenstange sein, denkt man an die Gesamtzahl aller Beschäftigten in der Flüchtlingsindustrie, also auch an zusätzliche Sozialtherapeuten, Wachschutzdienste oder Dolmetscher, die hier noch gar nicht alle erfaßt sein dürften. Allein der kleine Bodenseekreis hat beim zuständigen Landratsamt in Friedrichshafen im neuen Haushaltsplan 57,5 Planstellen nur zur Asylantenbetreuung eingerichtet und dafür circa 2,5 bis drei Millionen Euro bereitgestellt.

Werner Christ, Überlingen







Zu: „Auf dem richtigen Weg“ von Marcus Schmidt, JF 50/15

Gefährliches Spiel der Medien

Der AfD-Parteitag in Hannover war ein großer Erfolg. Selbst viele linke Medien mußten zähneknirschend eingestehen, daß der von ihnen erhoffte Streit ausblieb und die AfD unter ihrer neuen Vorsitzenden Frauke Petry hochprofessionell arbeitet. Petry hat sich auch in der „Hart aber fair“-Runde mit bewundernswerter Eloquenz, argumentativer Schärfe, Mut und Witz geschlagen. Da sahen ihre Gegner alt aus. Nicht so gut war das ja Björn Höcke in der Jauch-Runde gelungen. Sein verunglückter Auftritt hat einen schalen Nachgeschmack hinterlassen. Auch seine agitatorischen Reden in Erfurt hat er selbst nun kritisch bewertet. Man kann nur hoffen, daß Höcke sich nun mäßigt und wieder eher in den Hintergrund tritt. Daß die linken Medien und auch FAZ und Spiegel, die der AfD schaden wollen und einen neuen Machtkampf herbeisehnen, ihn hochschreiben, sollte seinen Anhängern zu denken geben. Höcke wäre ein Fiasko für die AfD. Ein neuer Machtkampf wäre tödlich. Das sieht auch die große Mehrheit in der Partei so, die Frauke Petry dankbar ist. Sie kann die AfD in den Bundestag führen.

Dr. Peter Müller, München






Zur Meldung: „Schlägereien in Flüchtlingsunterkünften“, JF 50/15

Dankbar für die Freiheit

Ostern 1960 bin ich mit meinen Eltern aus dem „Staatsgefängnis DDR“ in die Freiheit nach West-Berlin geflüchtet. Tausende ehemalige „DDR-Bürger“ waren unserem Beispiel gefolgt, und so platzte das Aufnahmelager Berlin-Marienfelde fast aus allen Nähten. In einem für vier Personen ausgelegten Zimmer haben wir einige Wochen zeitweise mit acht bis zehn Personen gelebt. Wenn auch manchmal die Verpflegung und die geschilderte Unterbringung nicht optimal waren, so wären wir nie auf die Idee gekommen, uns hier zu beschweren. Ich kann mich auch noch daran erinnern, daß ein junges Ehepaar aus Erfurt dieser Belastung nicht gewachsen war und wieder zurück ist. Bei uns jedoch war das Bewußtsein und die Dankbarkeit einfach unendlich groß, nach vielen Jahren der Knechtschaft und Bevormundung, ab sofort in der wirklichen Freiheit leben zu dürfen!

Jürgen Ast, Frankenthal






Zu: „Auf Antifa-Kurs eingeschwenkt“ von Karlheinz Weißmann, JF 50/15

Vertreibung bürgerlicher Leser

Zastrows FAS-Kommentar macht verdrängte Opfer zu Tätern und verhöhnt diejenigen, die sich gegen Anschläge, Gewalt und Drohungen für unsere Demokratie engagieren. Weißmanns Artikel ist da eine besonnene Reaktion auf den Verlust eines journalistischen Ethos, auf einen verbalen Amoklauf, der den Tatbestand der üblen Nachrede erfüllt und über die täglichen Verdrehungen hinaus offen aktive Demokraten als Krypto-Nazis zu diskreditieren versucht. Die FAS unterschreitet hier sogar das Niveau von Bild und vertreibt noch ihre letzten bürgerlichen Leser. 

Liest man die differenzierten AfD-Lösungsvorschläge zu Euro und Asyl, erscheint Zastrows Vorwurf absurd. Auf AfD-Demos werden häufig Blumen getragen. Es laufen Muslime, Juden und Homosexuelle mit. Die Teilnehmer rufen „Nazis raus“ und „Wir sind friedlich, was seid ihr?“, wenn sie auf merkelhörige „Autonome“ treffen. Ist das „Gier nach Gewalt“? Orwell läßt grüßen! Der besorgniserregende „Nukleus einer Bürgerkriegspartei“ ist eher dort, wo wiederholt eine als alternativlos verabsolutierte Politik gegen EU-, Völker- und Verfassungsrecht durchgepeitscht wird, die Haß und Gewalt in Europa und der Welt fördert.

Claus-Georg Pleyer, Zirndorf




Eine ganz üble Beleidigung

Was Zastrow in seinem Kommentar über die AfD behauptet, geht an die Grenzen journalistischer Meinungsfreiheit. Nichts als Falschbehauptungen und Schmähungen. Die behauptete Nähe zum NS-Gedankengut ist ein Schlag unter die Gürtellinie, eine ganz üble Beleidigung. Und Gewalt? War er jemals auf einer AfD-Veranstaltung? Gewalt geht ausschließlich von den Gegendemonstranten aus. Die Polizeiberichte sprechen hier Klartext. Und völkisches Gedankengut? Den Beweis bleibt Zastrow ebenfalls schuldig, statt dessen Mutmaßungen. Und wer die Meinungsäußerungen eines einzelnen Wachmanns als stellvertretend für die AfD bezeichnet: Mit dem gleichen Recht könnte man von der Geisteshaltung der Hooligans auf die Gesamtheit aller Fußballfans schließen. 

Zastrows Elaborat beleidigt den Intellekt der Leser. Bleiben wir ruhig bei dem „völkischen Gedankengut“: Es ist allgemein bekannt, daß das Entstehen des Nationalismus in Europa (nicht nur in Deutschland!) als Folge der Befreiungskriege in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts zu verorten ist, nicht in der zweiten. „Die schwarze Milch des Antisemitismus“ als Folge völkischer Gedanken? Das klingt zwar schön nach Paul Celan, ist indessen schlichtweg Blödsinn und hat nichts, aber auch gar nichts mit der AfD zu tun.

Bernd Ulrich, Ratingen





Bundesadler nicht flugfähig

Zastrow berauscht sich an böswilligen Unterstellungen, versteckten Inkriminierungen und einer unerträglichen Polemik. Man stelle sich einen Vogel vor, der zwei gleich starke Flügel benötigt, um fliegen zu können. Der linke politische Flügel ist im Bundestag vertreten durch Linke, Grüne, einen großen Teil der SPD und durch Merkel mit ihrer inzwischen grünen Politik. Dieser Flügel ist stark ausgefranst mit vielen extremistischen Ecken und unterstützt klammheimlich die permanent aggressiven Attacken der Vermummten und der Antifa gegen alles, was national und konservativ erscheint. Diese Gewalttäter dürfen bei ihren Angriffen gegen Andersdenkende grundsätzlich der diskreten Hilfe der Gewerkschaften und Kirchen sowie des medialen „Mainstreams“ sicher sein. Gerade hier gibt es eine Fülle von beschämenden Angriffen auf Leib, Leben und Sachen, die weder von der Politik noch von der Mehrzahl der Medien als das thematisiert und gerügt werden, was sie sind, nämlich ein Angriff auf Versammlungsfreiheit und freie Meinungsäußerung. 

Der rechte Flügel dagegen – gibt es den überhaupt? Oder sind das nur Scheingefechte einer CSU? Wie will eine Demokratie glaubwürdig sein ohne einen rechten Flügel? „Rechts“ ist heute doch der, der von irgendjemandem als „rechts“ bezeichnet und damit zugleich diskreditiert wird – von denen, die die Definitionsmacht haben, von Politik und Medien. Daher brauchen wir dringend einen nationalen und konservativen Flügel in unserer Parteienlandschaft, der sich zur Zeit mit der AfD quasi mausert. Daß es dabei zu Querelen und Entgleisungen kommt, ist nur natürlich. Doch Zastrow ergötzt sich daran. Wie nach der berühmten Stecknadel im Heuhaufen, so sucht er penetrant nach Zeichen, die es ihm erlauben, die AfD als Nazipartei zu entlarven. Daß die Anfänge der Grünen und der Linken (übrigens noch heute) viele extremistische Auswüchse zeitigten, wird von Zastrow geflissentlich übergangen.

Hartmut Völkel, Olpe






Zu: „Der Pferdefant“ von Guido Rodheudt, JF 50/15

Gott vom Thron gestürzt

Als katholische Diplomtheologin wundere ich mich schon lange, wie ein Konzil, das sich nur als „Pastoralkonzil“ verstand, so eine breite Wirkung einnehmen konnte. Es ist für mich unverständlich, daß in den Jahren nach dem Konzil in den katholischen Kirchen überall Volksaltäre eingeführt wurden, obwohl das Konzil diese mit keinem Wort erwähnte, andererseits aber Latein als Liturgiesprache oder der Gregorianische Choral fast völlig verschwanden, obwohl das Konzil genau diese positiv würdigte. Es scheint mir, daß Gott vom Thron gestürzt wurde, daß auch in der Liturgie nur noch der Mensch das Maß aller Dinge ist; vom Wahrheitsanspruch und vom katholischen Missionsgedanken hat man sich stattdessen fast ganz verabschiedet. Die Krise der Kirche ist für mich zum großen Teil selbstverschuldet. Ich sehne mich nach der Rückkehr zur Tradition. Wir brauchen eine theozentrische Wende.

Doris de Boer, Kevelaer






Zu: „Das Widerständige hat es schwer“ von Heimo Schwilk, JF 49/15

Ins Schwarze getroffen

Ich war hellauf begeistert über diesen wahrhaftigen, brillanten, unvergleichlichen und voll ins Schwarze treffenden Artikel von Heimo Schwilk. Daß man ein solches Lesevergnügen noch erleben darf (wiewohl die Fakten und Analyse ja wenig vergnüglich sind)! Ich habe ihn zweimal hintereinander gelesen und habe ihn auch für Nicht-JF-Leser kopiert. Verbeugung vor dem exzellenten Autor und Dank der JUNGEN FREIHEIT!

Ute Vogt, Schossin






Zu: „Wenn Macht auf den Geist losgeht“ von Doris Neujahr, JF 49/15

In jedem Fall aber belebend

Es ist ein großes Verdienst Ihrer Zeitung, Herrn Pirinçci erneut Ihre Aufmerksamkeit zu widmen. Dieser Autor hat doch in unseren Blätterwald einen neuen Ton gebracht. Für manchen Geschmack ein bißchen zu sexistisch oder im Sarkasmus überschießend. Aber in jedem Fall belebend. War dieser Ton der führenden Klasse gegenüber zu respektlos, so wäre gerade dies Grund genug, echte Toleranz walten zu lassen. Man griff aber diesen Ton nur an, um sich damit in bewährter Weise der politischen Auseinandersetzung zu entziehen. 

Wie sich nun die Verlage und die Buchhändler seinen politischen Büchern bis zu den Katzenkrimis gegenüber verschließen, ist infam und unanständig. Es zeigt leider, daß Totalitarismus nicht auf Diktaturen beschränkt ist. Wo bleiben die Männer des Wortes, um dieses Unrecht anzuklagen? Es ist tragisch, daß ausgerechnet ein Autor, der sich als Immigrant für Deutschlands Zukunft einbringt, so abgefertigt wird und Deutschland verlassen will. Er sollte unbedingt bleiben; solche Einwanderer braucht das Land. Schon deshalb, weil bei uns keiner mehr Elogen auf unser Land bringen kann, wie er es in seinem Buch „Deutschland von Sinnen“ vermocht hat.

Gerhard Scheunpflug, Eutin






Zu: „Deutsche Geschichte für junge Leser / Bis zur Wiedervereinigung“ von Karlheinz Weißmann, JF 48/15

Der Dachdecker trat früher ab

Bei der ausgewogenen Darstellung der damaligen Ereignisse ist ein kleiner Fehler unterlaufen: Erich Honecker ist nicht erst im Gefolge der Maueröffnung vom 09.11.89 zurückgetreten, sondern bereits am 17.10. zu diesem Schritt genötigt worden. Sein Nachfolger wurde, freilich nur für kurze Zeit, Egon Krenz. Diese Vorgänge sind vielen von uns in lebhaftester Erinnerung, und als Christen sehen wir darin dankbar das Handeln Gottes. Dieser 17.10. ist mir unauslöschlich eingebrannt, befand ich mich doch damals (mit einem Radio ausgestattet) auf dem Dachboden unserer Kirche, um diesen vom Bauschutt der Dachdecker zu säubern, was seinerzeit noch nicht zu den unbedingten Aufgaben der Handwerker gehörte, sondern vom Kunden erledigt werden mußte. Überhaupt habe ich nie mehr im Leben so viel Radio gehört und TV gesehen wie im Herbst 89. Es war eine Hoch-Zeit!

Berthold Hippe, Pfr.i.R., Bergwitz